Begegnung mit fremden Kulturen

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Hinreißende und kunstvolle "Schätze des Orients" aus dem japanischen MIHO-Museum im Wiener Kunsthistorischen Museum.

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Hinreißende und kunstvolle "Schätze des Orients" aus dem japanischen MIHO-Museum im Wiener Kunsthistorischen Museum.

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Tief in den Bergen nördlich von Kyoto liegt das MIHO Museum, das Gebäude der Shumei Family Collection. Erbaut ist es vom Star-Architekten Y. M. Pei, dem Paris die Eingangspyramide zum Louvre verdankt. Die Sammlung umfaßt neben chinesischer Kunst Objekte aus den alten orientalischen Kulturgebieten, aus Ägypten, Griechenland und Rom. Nun sind rund 60 ausgewählte Beispiele im Kunsthistorischen Museum Wien ausgestellt. Sie sind allesamt von hinreißender Qualität, voll Charme, Grazie und von hohem handwerklichen Können geschaffen.

Beim Eintritt in den Saal umfängt Dunkelheit den Besucher, nur die einzelnen Vitrinen sind beleuchtet. Das ist nicht unbedingt ein Vorteil. Die stets wechselnden Lichtverhältnisse ermüden das Auge, und außerdem verfremdet die Dunkelheit die Objekte. Diese wurden für die Präsentation in hellem Licht geschaffen, sei es nun Goldschmuck, seien es Prunkgefäße oder Statuen.

Einer solchen Statue steht man als erstem Objekt gegenüber: Eine lebensgroße ägyptische Holzfigur stammt aus dem zweiten Jahrtausend v. Chr. Ein junger Mann mit ausdrucksvollem Gesicht und plastisch ausgearbeiteter Muskulatur schreitet mit dem linken Fuß aus, in den Händen hält er Stab und Zepter. Ein vergoldeter Silberbecher aus dem siebenten Jahrhundert. v. Chr. liest sich wie ein Bilderbuch aus Assyrien. In einer benachbarten Vitrine sind die Ritzzeichnungen abgewickelt und erklärt: Da entfaltet sich das Leben am Königshof vom Wagen des Monarchen bis zu den Paukenschlägern, von den stolzen Speerträgern bis zu den demütig auf dem Boden kauernden Gefangenen. Ein Gewicht in Form eines Stieres ist eine Rarität. Es wurde vor etwa 5000 Jahren in Afghanistan angefertigt und zwar aus Blei, einem nicht gerade häufig verwendeten Material.

Nichts von Schwere hat der bezaubernde Schmuck an sich, filigran verarbeitetes Gold, dessen Wirkung durch farbigen Glasfluß erhöht wird. Ein vergoldeter Becher zeugt in Form und Ausführung von höchst verfeinertem Geschmack.

In Ägypten entwickelte sich die Glas-Intarsie zu einer eigenen Kunstform. Verschiedenfarbige Glasstäbe wurden aneinandergelegt und in Scheiben geschnitten, ähnlich der heute verwendeten Mille-Fiori-Kunst. Diese Kostbarkeiten wurden für Mosaiken verwendet, aber nicht für Fußböden. Allzu zerbrechlich sind die kleinen Bilder, ein Frauenkopf, ein Stier in feiner farblicher Abstufung. Behäbig thront eine sitzende Frau schon seit dem dritten Jahrtausend v. Chr. Sie kommt aus Süd-Turkmenistan, wo es ein blühendes Produktionszentrum für solche Statuetten gab. Eine Besonderheit sind die Trinkhörner. Sie sind in der Form von Tieren gearbeitet, wie ein naturalistisch dargestellter Hirsch oder ein Luchs, der einen Hahn gefangen hat: Auf einem einzigen Objekt ist eine dramatische Szene dargestellt.

Die römische Kunst ist mit einer Apoll- und einer Ceres-Statue aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. vertreten. Sorgfältige Ausarbeitung verbirgt die Verweltlichung von Gottheiten. Chinesische Kunst ist in dieser Ausstellung nicht vertreten, doch ist man dankbar für die Begegnung mit einer hierzulande wenig bekannten Kultur.

Bis 31. Oktober

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