Im Vorfeld bewegte die Bischofssynode für Europa, die letzte Woche in Rom zu Ende ging, nur ein paar Gemüter. Ähnlich unspektakulär klangen die Berichte von der Synode selbst, und auch post festum scheint eine Perspektive wenig greifbar: Die Schlußbotschaft, die sich - grob gesprochen - für ein offenes Europa auf Grundlage christlicher Werte ausspricht, enthält kaum Herausragendes.
Die regionale Bischofssynode zeigte einmal mehr, daß - außer Begegnung und Reflexion - von solchen Bischofsversammlungen zur Zeit nichts zu erwarten ist. (Natürlich hat der Austausch der Bischöfe untereinander großen Wert. Daß zwischen Ost und West in Europa auch in der katholischen Kirche ein Graben besteht, der Sichtweise und Beurteilung der Lage zwischen den Bischöfen durchaus spannend macht, dürfte eine nicht überraschende, aber durchaus wesentliche Erkenntnis dieser Synode sein.) Von der ursprünglichen Intention des Instruments "Bischofssynode" ist aber kaum mehr etwas sichtbar.
Aus der Erfahrung ihrer Beratungen hatten die Konzilsväter des II. Vatikanums eine Art regelmäßiges, kleines "Konzil" angeregt - unter anderem um den Einfluß der Kurie zugunsten von Bischöfen aus der Weltkirche zurückzudrängen. Letzteres Anliegen ist gescheitert: Auch bei der Europasynode setzte sich die "Kurienlobby" durch. Der Erzbischof von Edinburgh beklagte etwa, daß diese die Behandlung kontroverser Themen - wie der Zulassung von verheirateten Männern zur Priesterweihe - verhindert hätte.
Unter solchen Auspizien war auch keine tatsächliche Diskussion der Anliegen aus der österreichischen Kirche, etwa der Ergebnisse des "Dialogs für Österreich", zu erwarten. Auch wenn - wie manch heimischer Bischof nicht müde wird zu betonen - diese Anliegen nicht zu den zentralen der Kirche gehören: Wo denn sonst, wenn nicht auf der Synode, wären hier engagierte Perspektiven zu entwickeln gewesen?
Immerhin hat der Mailänder Kardinal Martini in seiner Intervention nicht sein vorbereitetes Statement vorgelesen, sondern auf ein "universaleres und gewichtigeres Gremium" gedrängt, in dem wichtige Themen angegangen werden müßten. Martini sprach dabei auch einige heiße Eisen der hiesigen Kirchendiskussion an.
Doch der Wunsch des Kardinals, von den Medien als Forderung nach einem III. Vatikanum interpretiert, hat keine Chance auf Realisierung. Zumindest nicht in diesem Pontifikat.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!