Begeisterndes Porträt unartiger Rentner

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Alter ist relativ: Das beweisen die Impressionen eines Seniorenchors im Dokumentarfilm "Young@Heart".

Sie sind zwischen 75 und 92, und während die meisten ihrer noch lebenden Altersgenossen ihre letzten Tage in Heimen zählen, schmettern sie Songs von den Ramones oder The Clash: Sie haben sich dem Punk verschrieben, dem Soul, dem Rock. Die Damen und Herren mit schütterem Haar und einer eigentlichen Vorliebe für klassische Musik geben Versionen von Nirvana- und James Brown-Songs zum Besten, haben vor Gefängnisinsassen ebenso gesungen wie vor dem norwegischen Königspaar - und vor der Kamera: Stephen Walker hat ein hinreißendes Porträt gezaubert, ein berührendes, ein authentisches, ein komisches; eine bleibende Erinnerung auf Zelluloid, die von Chorleiter Bob Cilman und seinen rüstigen Schäfchen erzählt. Als Walker in Northhampton auf die Truppe trifft, macht diese eben mit Sonic Youth Bekanntschaft; soll "Schizophrenia" einstudieren.

Und begegnet dem mit Skepsis. Aber es sei jedes Mal aufs Neue so, erklärt Bob, "sie trauen dir gar nicht, dann wächst die Begeisterung". - Aber auch die Stolpersteine. Stan kann sich einfach nicht die Textzeilen von "I feel good" merken, "Yes we can can" ärgert die Belegschaft fürchterlich: das Wort "can" kommt ganze 71-mal vor …

Der festivalerprobte Publikumsrenner entpuppt sich als humorvolle Dokumentation, die Lebensfreude demonstriert. Die aber auch die Natur nicht auszutricksen vermag: Während für das neue Programm geprobt wird, sterben zwei Chormitglieder. Walker ist dabei, wenn zwei "pensionierte" Sänger ein letztes Mal für einen Gastauftritt zurückkehren oder wenn das noch wackelige Programm einem tosenden Publikum präsentiert wird. Ein runder und bunter Film, der ein positives Gefühl schafft: Dies ist ein Chor wie kein anderer.

Young@Heart

GB 2007. Regie: Stephen Walker.

Verleih: Senator. 109 Min.

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