Bei Kaffee kirchlicher Arbeit begegnen

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"Quo vadis?“ heißt ein neues Begegnungszentrum am Wiener Stephansplatz. Canisiuswerk und die heimischen Orden informieren über kirchliche Berufe.

Immer wieder bleiben Passanten trotz eisiger Kälte im Innenhof zwischen Stephansplatz und Wollzeile in der Wiener Innenstadt stehen und werfen neugierige Blicke durch die Schaufenster in die transparent gestalteten Räume der ehemaligen Buchhandlung St. Gabriel im Zwettlerhof. Statt Bücherregalen kann man von außen braune, würfelförmige Sitzgelegenheiten bestaunen, statt Büchern gibt es weiße Tische zu erblicken. In Zusammenarbeit mit den katholischen Orden Österreichs hat das Canisiuswerk mit "Quo vadis?“ ein neues Begegnungs- und Informationszentrum im früheren Geschäftslokal eröffnet.

Der Treffpunkt für Engagement in der Kirche soll Menschen, die sich für ein Leben im Kloster oder kirchliche Mitarbeit interessieren, niederschwellig Antworten auf ihre Fragen geben. "An eine Klosterpforte klopfen zu müssen, kann oft eine beachtliche Hürde darstellen, die erst überwunden werden muss“, sagt Kurt Schmidl, Generalsekretär der Canisiuswerke. Im neuen Begegnungszentrum gibt es keine Klostermauern - alles ist transparent. Bei der Architektur des seit September umgebauten und jetzt neu eröffneten Treffpunkts hat man bewusst auf Offenheit gesetzt: "Wir wollen näher zum Menschen kommen“, so Kurt Schmidl.

Transparenz und Offenheit

Oft wirke Kirche "sehr altbacken und verstaubt. ‚Quo vadis?‘ soll ein anderes Erscheinungsbild vermitteln - luftig und transparent.“

Die Mitarbeit in einer der 85 Männer- oder 120 Frauenorden bedeutet nicht automatisch, dass man einer Gemeinschaft beitreten muss. "Es gibt auch Formen des Engagements, bei denen man Familie hat“, so Pater Erhard Rauch, Generalsekretär der Superiorenkonferenz der Männerorden Österreichs. "Wir wollen zeigen, wie bunt diese Vielfalt ist“, sagt Rauch. Die Besucher können bei einer Tasse Kaffee über kirchliche Berufe stolpern.

Was am besten zu einem passt, kann man in einem ersten Gespräch herausfinden, um Orientierung zu finden und an die richtige Stelle weitergeleitet zu werden. Aber auch Ordensleute untereinander haben im Begegnungszentrum die Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen und Erfahrungen auszutauschen. Darüberhinaus soll der Treffpunkt Anlauf- und Servicestelle für Pilger sein. Mit dem Standort in der Wiener Innenstadt, liegt man direkt am Touristenstrom. Für Schmidl überhaupt kein Problem: "Sollten sich auch Touristen zu uns verirren, so werden wir ihnen selbstverständlich auch gerne den Weg weisen.“

Die Generalsekretärin der Frauenorden Österreichs, Schwester Cordis Feuerstein, hält das Zentrum und damit eine Kooperation mit den Männerorden und dem Canisiuswerk für sehr wichtig, "denn kirchliche Organisationen rücken immer näher zusammen“. Mit "Quo vadis?“ habe man nun einen Ort der spirituellen Begegnung, an dem man auch Informationen bekomme, erklären die Ordensvertreter.

Über ein paar Stufen gelangen Besucher in das Obergeschoss des Treffpunkts, eine Holzplattform führt dort direkt in den Raum der Stille. Hier können sich Besucher und Stillesuchende beim täglichen Gebet zu Mittag eine Auszeit nehmen und eine 15-minütige Atempause einlegen. Gerade jetzt in der bevorstehenden Fastenzeit, soll dieser Raum aber auch für Meditationen genützt werden.

Um die verschiedenen Orden besser kennenzulernen, liegt der Schwerpunkt jeden Monat auf einer anderen Gemeinschaft, die dann auch eingeladen ist, sich durch die Dekoration der Schaufenster im Begegnungszentrum zu präsentieren und neugierig zu machen.

Das Bild der Ordensfrauen sieht Schwester Cordis generell im Umbruch, "denn es gibt mehr als 4000 Ordensfrauen in Österreich und nicht wenige Gemeinschaften, wo alle über 65 Jahre alt sind“. Für sie stellt sich in Zukunft daher eine wichtige Frage: "Was macht man mit den unter 40-jährigen Frauen?“ Man müsse sich vom alten Bild verabschieden, auch wenn es in der Vergangenheit gut funktioniert habe. "Ordensfrauen haben mittlerweile akademische Bildung und Berufserfahrung. Künftig müssen sie auch leitende Funktionen einnehmen“, erklärt sie.

Auf die Menschen zugehen

Mit der Eröffnung des neuen Zentrums werden für Feuerstein die Dinge jedenfalls gut fortgesetzt, gab es doch schon zuvor ein Informationszentrum für Priester- und Ordensberufe, betreut durch die Vereinigung der Frauenorden: "Bereits 1965 wurde eine Anlaufstelle für kirchliche Berufe vom zweiten Vatikanischen Konzil angeregt“, drei Jahre später wurde sie von Kardinal Franz König eingeweiht.

Pater Erhard Rauch, Schwester Cordis Feuerstein und Kurt Schmidl wollen aber nicht nur darauf warten, dass möglichst viele Menschen dem Hinweisschild direkt von der Straße in den Innenhof folgen und über geistliche und kirchliche Berufe "stolpern“.

Sie sind sich einig, aktiv auf die Menschen zugehen und mit ihnen ins Gespräch kommen zu wollen. Denn gerade auf dem Stephansplatz böten sich zahlreiche Möglichkeiten, um Menschen zu fragen: "Quo vadis?“

Quo vadis?

1010 Wien, Stephansplatz 6

Montag bis Freitag 10-16 Uhr

ORDENtlicher Stammtisch: dienstags 14-16 Uhr

www.quovadis.or.at

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