Bekenntnis zur glatten Ästhetik

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Andy Warhol als Zeichner: eine Zusammenstellung von 250 Blättern in der Neuen Galerie Linz.

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Andy Warhol als Zeichner: eine Zusammenstellung von 250 Blättern in der Neuen Galerie Linz.

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Wenn du alles über Andy Warhol herausfinden willst, dann betrachte nur die Oberfläche; hier findest du mich. Dahinter ist gar nichts." Diese bewußte Stilisierung zum "Meister der Oberfläche" und das Bekenntnis zur glatten Ästhetik der Werbe- und Konsumwelt gehörte zum Kunstkonzept Andy Warhols. Genauso wie der Versuch, mittels seiner "factory" und der kollektiven Produktion, den Künstler aus der Gestaltung zu verdrängen.

Berühmt wurde die amerikanische Pop-Art-Ikone zunächst in den sechziger Jahren durch serielle Siebdruckarbeiten mit Bildsujets der Alltagswelt wie Suppendosen, Geldscheinen und Medienidolen wie Marilyn Monroe oder Elvis Presley. Später wandte sich Warhol mehr und mehr den neuen Medien zu, produzierte Underground-Kultfilme, Multimediashows und stieg 1980 mit seinem Sender "Andy Warhol's TV" ins Kabelfernsehen ein.

Weniger bekannt als die aufsehenerregenden Großprojekte und der selbst inszenierte Kult um seine Person ist das zeichnerische Werk des 1987 verstorbenen Künstlers. Obwohl gerade die Zeichnung das erste Medium Andy Warhols war, über das er als Werbegrafiker in den fünfziger Jahren zu seiner eigenen Arbeit fand. Bis auf eine Phase der zeichnerischen Abstinenz in den Jahren 1964 bis 1972 griff Warhol immer wieder zum Zeichenstift - oft als Entwurfsmittel für die Produktion anderer Arbeiten oder zu Werbezwecken im Rahmen seiner "Business Art".

Die Neue Galerie Linz präsentiert nun mit 230 Blättern den Zeichner Warhol erstmals in Österreich. Zusammengestellt wurde die Schau aus den Beständen des Andy Warhol Museum Pittsburgh, der Andy Warhol Foundation for the visual Arts in New York und der öffentlichen Kunstsammlung Basel, die auch die erste Station der Wanderausstellung war.

Beim Gang durch die Schau wird deutlich, daß die einzelnen Warhol-Zeichnungen nicht immer als Einzelwerke überzeugen. Die Hochkultur und Trivialkunst vermischende Sicht- und Darstellungsweise Warhols gewinnt vor allem im räumlichen Nebeneinander unterschiedlichster Blätter.

Besonders in Erinnerung bleibt eine Zeichnung wie "Eyes". In der Isoliertheit des Sehorgans und der seriellen Anordnungen liest sie sich wie ein Symbol für Warhols fokussierenden und zugleich distanzierten, spiegelnden Blick auf die Wirklichkeit. Dazu Andy Warhol: "Ich glaube, wenn ich in den Spiegel sehe, werde ich nichts sehen."

Bis 28. Februar 4040 Linz, Blütenstraße 15, im "Lentia 2000"

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