Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, war auf Einladung der Katholisch-Theologischen Fakultät und der Stiftung "Pro Oriente“ in Wien, um an einem Ökumene-Symposium Konzilsjubiläum teilzunehmen. In einer Begegnung mit Journalisten unterstrich Koch, welche entscheidenden Fortschritte es in der Ökumene seit dem Konzil gegeben habe. Heute habe das "Miteinander christlicher Kirchen“ das frühere "Nebeneinander“ abgelöst und man habe sich im "Dialog der Liebe“ auf freundschaftlicher Ebene entscheidend aufeinander zubewegt. Im "Dialog der Wahrheit“ gebe es freilich noch Differenzen,so der Kardinal. In den Gesprächen mit den orthodoxen Kirchen sei auch heute noch das Papstamt der "Kristallisationspunkt“. Eine ökumenische Einigung auf theologischer Ebene könne daher noch länger dauern, als zu Zeiten des II. Vatikanums angenommen: "Wir haben uns 1.000 Jahre lang auseinandergelebt, da geht es nicht so schnell, dass wir wieder zusammen kommen.“ In der Sache ähnlich, wenn auch andere Themen tangierend, äußerte sich der Kurienkardinal zur Ökumene mit den protestantischen Kirchen.
Koch, der auch für die Beziehungen zum Judentum zuständig ist, verteidigte die umstrittenen Karfreitagsfürbitte für die Juden, die Benedikt XVI. für den tridentinischen Messritus neu formuliert hatte. Er wies darauf hin, dass diese eine eschatologische Hoffnung formuliere und keinerlei Missionierung im Sinn habe. Auf Nachfrage der FURCHE präzisierte der Kardinal: Katholiken sollten gegenüber Juden "von vornherein“ auf Missionsabsichten verzichten. Das schließe jedoch das Glaubenszeugnis von Christen auch gegenüber Juden nicht aus.
Zu einer Versöhnung mit der Piusbruderschaft betonte Koch, der Papst habe alles dazu getan, jetzt liege es an den Piusbrüdern, definitiv zu antworten. Deren jüngste Antwort an Rom kannte der Ökumene-Minister allerdings noch nicht. (ofri/APA)
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