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Man kennt diese Szene: Wenn es ums Sparen in öffentlichen Haushalten geht, wird den Subventionskürzungen für Bildung, Wissenschaft und Kultur eine überproportionale Bedeutung beigemessen. Als ob die geringfügigen Einsparungen, die hier überhaupt noch möglich sind, was bringen würden.

So auch in Berlin. Es war ein Hilferuf an die deutschen Bundesländer, dass man die 61,2 Milliarden Euro, die die Hauptstadt bis jetzt an Schulden aufgehäuft hat, gemeinsam abbauen hilft. Aber Berlin, von Adolf Hitler zerstört, sowohl durch die deutsche Trennung als auch seine Einheit wirtschaftlich ruiniert, hat keinen Anspruch auf Sanierungshilfe des Bundes, das hat das deutsche Bundesverfassungsgericht einstimmig beschlossen.

Berlins Image lebt aber von seiner kulturellen Attraktion, der historischen und insbesondere der gegenwärtigen. Und während in Deutschland alle über Bildungsoffensiven reden, werden die Berliner Universitäten also künftig noch weniger Geld bekommen und die Liste der geschlossenen Theater wird noch länger werden. Deutschland hat, anders als Frankreich und Großbritannien, mit seiner Hauptstadt nichts im Sinn.

Worte des Bedauerns über diesen Entscheid hört man nur in Berlin, sonst landesweite Häme. So in dem Sinne: die Einwohner der "Jux-und Prolostadt Berlin" (Süddeutsche Zeitung) sollen endlich aufhören zu jammern und gefälligst was arbeiten. Aber die Bedingungen lassen sich mit Hamburg oder München nicht vergleichen, im September betrug die Arbeitslosenrate hier 17,5 Prozent.

Überhaupt finden ja Nichtberliner die Atmosphäre der Stadt als zu ostig. Ich halte dagegen: Wer den urdeutschen Ostgeruch Berlins nicht erträgt, der soll lieber in Rüdesheim bleiben.

Der Autor arbeitet am Kulturforum der Österreichischen Botschaft Berlin.

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