Berühmter als zu Lebzeiten

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Gedichte, Hommagen, Werkausgaben, Legenden -all dies formte das Mozartbild nach dem frühen Tod des Komponisten. Das Mozarthaus Vienna zeigt diese Entwicklung in ihren vielfältigen und erstaunlichen Facetten.

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Gedichte, Hommagen, Werkausgaben, Legenden -all dies formte das Mozartbild nach dem frühen Tod des Komponisten. Das Mozarthaus Vienna zeigt diese Entwicklung in ihren vielfältigen und erstaunlichen Facetten.

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Im Vorjahr haben 180.000 Gäste das Mozarthaus Vienna besucht. Die meisten, zwölf Prozent, kamen aus Deutschland, knapp weniger aus Frankreich und Italien, neun Prozent aus Großbritannien und den Vereinigten Staaten, sechs Prozent aus Österreich. Eingerichtet in der einzigen erhaltenen Wiener Wohnung Mozarts, in der Domgasse, in der Teile von "Le nozze di Figaro", Kammermusikwerke und einige Klavierkonzerte entstanden, ist dieses Museum die nachhaltigste Investition anlässlich des Mozart-Jahres 2006. Neben einer Dauerausstellung gibt es immer wieder Einzelexpositionen, in denen spezifische Aspekte von Mozarts Persönlichkeit und Schaffen präsentiert werden. Diesmal erstmals in Zusammenarbeit mit der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek mit dessen Direktor, Thomas Leibnitz, und einer seiner Mitarbeiterinnen, Andrea Harrandt, als Kuratoren.

Berühmt war Mozart schon zu Lebzeiten. Und hochgeschätzt, wie das allgemein bekannte Urteil seines älteren Komponistenkollegen Joseph Haydn dokumentiert. "Der größte Componist, den ich von Person und dem Nahmen nach kenne", bezeichnete er ihn in einem Brief an Marianne von Genzinger. Nicht weniger bekannt ist die Notiz, die Ferdinand Graf Waldstein dem jungen Beethoven auf seinem Weg nach Wien mitgab: "Durch ununterbrochenen Fleiß erhalten Sie: Mozart's Geist aus Haydens Händen." Dies war der Anstoß, um Haydn, Mozart und Beethoven künftig als Trias der Wiener Klassik zu sehen. Nicht nur diese beiden Dokumente kann man in der kleinen, feinen Schau betrachten. Auch Notenbeispiele, die zeigen, wie Mozarts Musik andere inspiriert hat. Darunter Chopins Variationen über "Là ci darem la mano" aus "Don Giovanni", ein sonst in der Nationalbibliothek verwahrtes Autograf, das erstmals öffentlich gezeigt wird.

Am Nachruhm teilhaben

"Ideologisierung entsprach dem Zeitgeist", erklärt Leibnitz als Grund für die nach seinem Tod noch gesteigerte Popularität Mozarts. Europaweit ist Mozart nach seinem Tod ein wichtiges Thema. Das machen einige beispielhaft ausgestellte Publikationen aus Prag, Erfurt oder Graz deutlich, die auch die Bedeutung von Mozarts Schaffen für die Zukunft betonen. Hingewiesen wird in dieser Schau aber auch darauf, wie rasch Gerüchte über eine mögliche Vergiftung Mozarts kursierten und dass die Tatsache, dass seine Grabstätte unbekannt ist, viel zur Romantisierung seiner Persönlichkeit beitrug, wie es sich in zahlreichen Abbildungen unmissverständlich ausdrückt.

Selbstredend, dass in einem solchen Zusammenhang auch Mozarts unvollendet gebliebenes Requiem und dabei entstandene Legenden ihren Platz haben. Schließlich konnte durch einstige Forschungen der Musiksammlung nachgewiesen werden, was in diesem Werk originaler Mozart ist und welche Teile dieser Komposition von Franz Xaver Süßmayer stammen. Entsprechend Raum wird Mozarts "Zauberflöte" gegeben. Deren Erfolg bewog den Textdichter Emanuel Schikaneder, das Libretto um einen zweiten Teil zu ergänzen, den Peter von Winter vertonte. Ohne die Qualität Mozarts auch nur annähernd zu erreichen. Damit blieb die erwünschte Resonanz für dieses heute zu Recht vergessene Werk aus.

Auch Mozarts Witwe Constanze wollte, wie diese Exposition in Erinnerung ruft, an dem außerordentlichen Nachruhm ihres Gatten ihren Anteil haben. Deshalb nannte sie den gemeinsamen Sohn Franz Xaver "Wolfgang Amadeus Mozart fils", unter dessen Namen auch seine Kompositionen publiziert wurden -weitaus weniger bedeutend als die seines genialen Vaters.

Zu sehen sind zudem Noten der beiden Beethoven'schen Variationenwerke nach Mozart'schen Themen, "Ein Mädchen und ein Weibchen" und "Bei Männern, welche Liebe fühlen", beides aus der "Zauberflöte" und für Cello und Klavier. Denn auch Beethoven zählte zu Mozarts besonderen Bewunderern. "Berühmter als zu Lebzeiten" zieht Leibnitz ein Resümee über diese durch zahlreiche Dokumente gestützte Auseinandersetzung mit dem Nachruhm Mozarts, der ihn bald -und dies bis heute - in den Olymp der Unsterblichkeit führte.

Mozarts Weg in die Unsterblichkeit. Das Genie und die Nachwelt. Mozarthaus Vienna, täglich 10 bis 19 Uhr Bis 27. Jänner 2019 www.mozarthausvienna.at

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