Beschenkte, bereicherte Museen

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Anlässlich der Schenkung der Sammlung Heinz Ploners durch seine Witwe an das Joanneum, das Belvedere und die Albertina, werden die Werke in den Häusern gezeigt - auf ganz unterschiedliche Art.

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Anlässlich der Schenkung der Sammlung Heinz Ploners durch seine Witwe an das Joanneum, das Belvedere und die Albertina, werden die Werke in den Häusern gezeigt - auf ganz unterschiedliche Art.

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Das kommt wahrlich nicht alle Tage vor: Sammlerwitwe Regina Ploner hat der Albertina, dem Belvedere und dem Joanneum in Graz insgesamt 230 Werke geschenkt. Die beiden Wiener Museen würdigen dies aktuell mit je einer Ausstellung, das Grazer Haus im kommenden Jahr. Die Schenkung war für Ploner, wie sie sagt, "die einzige sinnvolle Lösung. Weder konnte ich mir vorstellen, die Werke zu verkaufen, noch, sie im Depot zu belassen, dafür produzieren Künstler nicht, und das wäre verantwortungslos."

Kunst zugänglich machen

Einem möglichst großen Kreis die von ihrem Mann Heinz zwischen 1997 und seinem Tod 2011 gesammelten Arbeiten zeitgenössischer österreichischer Kunst zugänglich zu machen - das war ihr und auch sein Traum. "Eigentlich hat sie die Arbeiten den Besuchern geschenkt", sagt Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder, der seine Hoffnung äußert, dies könne Vorbildwirkung haben.

Als "einzigartig in der Geschichte Österreichs" bezeichnet Belvedere-Direktorin Agnes Husslein die Schenkung: "Frau Ploner trennte sich so unkompliziert und ließ uns auch noch aussuchen - es ist wirklich wunderbar, wie großzügig wir bedacht wurden". Sie zeigt ab 8. Juli in der Orangerie ausschließlich Arbeiten, die durch die Schenkung in den Bestand des Belvederes kamen, darunter zahlreiche großformatige Bilder. Mit dabei sind Hollegha, Bohatsch, Rockenschaub, Brandl, Kowanz, Mikl, Damisch und Pongratz. "Für uns ist die Schenkung außerordentlich, weil das Belvedere bis vor Kurzem von einigen Künstlern nichts hatte". Wie Joanneum-Direktor Peter Pakesch nennt auch sie diese eine "unglaublich wichtige Ergänzung".

Einen anderen Weg der Präsentation hat man in der Albertina gewählt. "Wir würden der Sammlung Ploner nicht gerecht, wenn wir ausschließlich zeigten, was alles in die Albertina gekommen ist - denn der ganze Ploner wäre es sowieso nicht", sagt Schröder. "Doch wir werden ihr gerecht, wenn wir sie mit dem Bestand in Bezug setzen." Diese Vorgehensweise hat man wohl auch gewählt, weil man aus der Sammlung hauptsächlich kleinere Gemälde und Grafiken erhielt - Schröder: "Das Kleine, Intime hatte uns zuletzt gefehlt" - und diese nun mit Großformatigem gemeinsam ausstellt.

Dabei soll der Titel "Abstraktion in Österreich. 1960 bis heute" keinen Anspruch auf Vollständigkeit suggerieren: "Die gesamte Geschichte der Abstraktion in Österreich würde die Räume aller Bundesmuseen sprengen", so Schröder. Es gehe darum, Schlaglichter und Facetten anhand von Hauptwerken und Neuzugängen zu beleuchten, sagt Kuratorin Eva Michel. "Wir folgen zwar der linearen Entwicklung der Kunstgeschichte, aber der eigentliche Sinn ist nicht deren Darlegung, sondern das Seherlebnis".

Intensive Farbexplosionen

Das kommt bei dieser Schau wahrlich nicht zu kurz: Mikls blockhaft abstrahierte Körper, Holleghas farbintensives, mit dynamischem Gestus Geschüttetes, Verwischtes, Prachenskys gestische, expressive Werke, Staudachers Bilder mit eruptivem Element - man kommt in dieser Ausstellung aus Farbexplosionen nicht heraus.

Grabmayr, der kürzlich verstarb, wird als wichtiges Vorbild der Neuen Wilden präsentiert. Messensees fragmentierte weibliche Körper, Bohatschs fast durchscheinend wirkende Farbschleier, Rockenschaubs Neo-Geo-Malerei, Brandls intensive Farbexperimente, die durch Verwischen, Verbergen, Überlagern gekennzeichnet sind, sowie Damischs malerisches Reisetagebuch - auch wenn nur wenige Künstler vertreten sind, zeigt die Schau eine große Bandbreite abstrakter österreichischer Kunst. Ein Neuzugang für die Albertina ist der Medienkünstler Markus Huemer, der sich von Jackson Pollock zu einer interaktiven Installation inspirieren ließ.

Um die Sammlung Ploner in ihrer Gesamtheit erleben zu können, muss man sich die Begleitpublikation besorgen, die soeben Geteiltes wieder vereint. "Regina, ich danke dir", begrüßte Hubert Scheibl Ploners Witwe kürzlich in seinem Atelier. Diesem Dank dürfen sich viele Museumsbesucher anschließen.

Abstraktion in Österreich 1960 bis heute

bis 6.9., Albertina, www.albertina.at

Selbstverständlich Malerei! Die Sammlung Ploner

8.7. - 29.9., Belvedere

www.belvedere.at

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