Besser hören als 1000mal erzählen

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Erstmals wird in Wien ein chinesisches Neujahrskonzert aufgeführt und nach China übertragen.

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Erstmals wird in Wien ein chinesisches Neujahrskonzert aufgeführt und nach China übertragen.

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Zwischen chinesischem und österreichischem Musikverständnis liegen Welten. "Das kann man nicht beschreiben, das kann man nur fühlen und life erleben. Ich freue mich maßlos!" Paul Wu Jia Tong (29) strahlt über das ganze Gesicht. "Seit sieben Jahren habe ich mich ständig bemüht, österreichische Kultur nach China zu bringen, und jetzt endlich, im achten Jahr, kommt chinesische Kultur nach Wien." Ein Traum wird wahr: Das chinesische Nationalorchester wird im Goldenen Saal des Wiener Musikvereines zum Chinesischen Neujahr am 27. Jänner um 19.30 Uhr traditionelle Musik auf originalen Instrumenten spielen. Ausgerechnet im Jahr des Tigers, einem Symbol für "Lebenskraft, Vollkraft, Mut."

Herr Wu ist Chinese, hat in Österreich Elektrotechnik studiert, sich aber mehr und mehr dem Kulturaustausch gewidmet. Er sitzt mit Jian Xin Jia, dem Vizepräsidenten der Österreichisch-chinesischen Gesellschaft, Li Cheng Han, dem Vertreter der Air China und anderen am Tisch eines vornehmen Chinalokals in Wien-Döbling. Die schöne Frau Wang ist besonders stolz: Ihre Idee war es, Marcel Prawy für die Einführung zu gewinnen. Weil der etwas für Träume übrig hat, wird er kein Honorar verlangen.

Es ist Samstag, nach 23 Uhr, morgen früh wird Paul Wu mit Prawy und einem Fernsehteam nach Peking aufbrechen, für ihn das achte Mal innerhalb von zwei Monaten. In China ist das Echo noch weit größer als in Wien. Zezhou-Wu, der Inhaber der ersten chinesischen Privatagentur für Kulturaustausch, trägt das acht Millionen Schilling schwere Risiko des gesamten Unternehmens. Auch er arbeitet seit Jahren mit all seiner Energie an der Verwirklichung dieses Traumes. Immerhin wird das chinesische Neujahrskonzert aus Wien an die 700 Millionen Seher vor die chinesischen Fernsehapparate bannen. Seit Wochen berichten die Zeitungen im Reich der Mitte von dem Ereignis. Ganze Titelseiten, reich bebildert, feiern den Export nationaler Kultur in die "Weltstadt der Musik".

Spricht Jian Xin Jia den Namen Mozart aus, leuchten seine Augen. Als Student mußte er 1973 die Wiener Philharmoniker noch als Raubkopie auf einem Tonband hören, inzwischen hat es die ambitionierte Gruppe geschafft, das bewunderte Orchester 1996 nach Peking zu bringen. 400 Millionen Chinesen saßen damals vor dem Fernsehschirm.

Traditionelle Musik ist immer noch beliebter als westliche, obwohl die Air China auf allen Flügen Peking-Wien Johann Strauß spielt. "Unsere Musik klingt wie aus Bambus und Seide", schwärmt Jia. Wie das wirklich klingt, wird man am 27. Jänner im Musikverein hören können. Wie Paul Wu sagt: "Besser hören als tausendmal erzählen."

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