Bester Start in die Festspiele
Mit Joseph Haydns "Schöpfung", dirigiert von Nikolaus Harnoncourt, im Rahmen des geistlichen Festspielpräludiums "Ouverture spirituelle", öffneten die Salzburger Festspiele ihre Pforten.
Mit Joseph Haydns "Schöpfung", dirigiert von Nikolaus Harnoncourt, im Rahmen des geistlichen Festspielpräludiums "Ouverture spirituelle", öffneten die Salzburger Festspiele ihre Pforten.
Im Herbst wird man mehr wissen. Dann fällt die Entscheidung, wer ab 2017 für fünf Jahre Intendant der Salzburger Festspiele werden wird. Für diese Zeit war auch die Intendanz von Alexander Pereira vorgesehen. Mittlerweile ist es anders gekommen: Pereira wird nur drei Salzburger Festspielsommer verantworten und anschließend als Intendant an das Teatro alla Scala nach Mailand wechseln.
Wer ab 2017-2015 und 2016 werden Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler und der Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf gemeinsam die Festspiele führen - das künstlerische Zepter in Salzburg schwingen wird, ist offiziell noch offen. Inoffiziell scheint die Lösung bereits gefunden: In der Person des früheren Konzertchefs Markus Hinterhäuser, der bereits 2011 hier als Intendant amtierte und in den kommenden drei Jahren in dieser Funktion die etwas ins Abseits geratenen Wiener Festwochen auch international wieder deutlicher positionieren soll.
Musik des Buddhismus
Weil Pereiras anfangs so sehr diskutierte Idee von einem geistlichen Festspielpräludium bereits beim ersten Versuch eingeschlagen hatte, hat er auch heuer vor der Eröffnung mit einer "Ouverture spirituelle" begonnen.
Pereira rückte diesmal musikalische Beispiele des Buddhismus in das Zentrum. Er machte damit etwa die Verwandtschaft des von japanisch-buddhistischen Mönchen vorgetragenen Shomyo mit dem abendländischen Gregorianischen Choral deutlich oder konfrontierte mit Gagaku, der altjapanischen Hof- und Zeremonialmusik. Auch zen-buddhistisch inspirierte Meditationsmusik kam zu Ehren. Hat man sich bereits für eine solche Zusammenschau entschieden, dann liegt es auf der Hand, auch gleich die Fährten in die musikalische Gegenwart zu ziehen. Wie es diesen Salzburger Festspielsommer auch geschieht. Denn im Mittelpunkt des seit dem Vorjahr "Salzburg contemporary" genannten Schwerpunkts zeitgenössischer Musik stehen die zwei wichtigsten japanischen Komponisten der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart: der bereits 1996 verstorbene Toru Takemitsu und Toshio Hosokawa, dessen Œuvre eine Art Mittlerstellung zwischen japanischer Tradition und westlicher Avantgarde versucht, wie man in mehreren der kommenden Salzburger Konzerte miterleben wird können.
Takemitsu stand bereits während dieser "Ouverture spirituelle" auf dem Programm: mit seinem deutlich von der zweiten Wiener Schule beeinflussten, ausschließlich für Streicher gedachten Requiem, das sich - wie diese erste Mozart-Matinee mit dem Mozarteumorchester zeigte - auch als ideale Einstimmung in Mozarts gleichnamiges Werk eignet. Zumal dann, wenn dieses mit solcher fulminanten Impulsivität gedeutet wird, wie von Thomas Hengelbrock und dessen Chorpartien mit derartiger Präsenz und Transparenz ausgeführt werden, wie es der Balthasar-Neumann-Chor vorzeigte.
Haydn und Hindemith
Aber Chorisches vom Feinsten bot schon das Ouverture spirituelle-Entree im Großen Festspielhaus. Nach Sir John Eliot Gardiner im Vorjahr stellte nun Nikolaus Harnoncourt mit seinem Concentus Musicus, dem ideal aufeinander eingestellten Solistenterzett Martina Janková, Michael Schade und Florian Boesch, vor allem dem von Erwin Ortner exzellent eingestimmten Arnold Schoenberg Chor seine von Altersweisheit geprägte, bewusst auf das spezifische Wort-Ton-Verhältnis des Werks konzentrierte Deutung von Joseph Haydns "Schöpfung" vor. Ebenso denkwürdig, mit welcher Intensität und Klarheit Juliane Banse, mustergültig begleitet vom Pianisten Martin Helmchen, im ersten Festspiel-Liederabend die Urfassung von Hindemiths Liederzyklus "Das Marienleben" meisterte.
Ouverture spirituelle
bis 2. August
www.salzburgerfestspiele.at
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