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Schon die Römer kannten den Ort, der rund zehn Kilometer westlich ihrer Feste Lentia an der Donau lag. Auf einer Karte des Geografen Ptolemäus ist er jedenfalls unweit von Linz bereits eingezeichnet, eine der wenigen Ansiedlungen, die die Römer auf der linken Seite der Donau gründeten, vermutlich um es ausgerechnet hier mit dem Weinbau zu probieren.

Seither waren eigentlich alle in Ottensheim. Die Nibelungen sowieso, die dort, wo heute die an einem gewaltigen Drahtseil hängende Fähre von Wilhering nach Ottensheim hinüberfährt, zauderten, über den wilden Strom zu setzen; die Prinzessin, die auf der Reise donauabwärts einen Sohn gebar, der Otto getauft und Kaiser wurde, weswegen der Ort auch Ottensheim und das Haus am Marktplatz mit der Nummer 16, in dem er geboren wurde, heute noch Kindlhaus heißt; Joseph Kyselak, in der ganzen Monarchie der Habsburger berühmt dafür, dass er verbotenerweise auf Felsen, Fassaden, Wände den riesigen Schriftzug seines Namens malte und so überall ein Zeichen seiner Anwesenheit hinterließ; Adalbert Stifter, der seine "innigst geliebte Gattin" jedes Mal, wenn er an Ottensheim mit dem Schiff vorbeifuhr, brieflich davon unterrichtete, welchen Eindruck es ihm machte und dass er bereits wieder quälenden Hunger und große Sehnsucht nach ihr, der Gattin als Köchin, verspüre.

Und seit 20 Jahren kommen sie ohnedies von überall her, Dichter aus Mähren und Slowenien, aus Litauen, Albanien, Siebenbürgen und vom Bosporus gar, um sich ausgerechnet in Ottensheim zu treffen. Der Holzschneider, Silbenstecher, Bucherfinder Christian Thanhäuser ist es, der sie alle Jahre zusammenruft. Als er ein Kind war, hat ihn die Donau die Sehnsucht gelehrt, hinaus in die Welt zu ziehen und, was er dort an Wörtern und Bildern als die seinen erkennt, nach Hause zurückzubringen. Und so ist aus Ottensheim eine Metropole geworden.

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