Besuche in Berlin und Potsdam

Werbung
Werbung
Werbung

Bei den Novemberpogromen 1938 starben mehr als 1300 Menschen; mehr als 1400 Synagogen und Beträume wurden verwüstet und etwa 7500 Geschäfte geplündert. Mehr als 30.000 männliche Juden wurden in Konzentrationslager gebracht. Zum 75. Jahrestag finden zwei internationale Treffen von Rabbinern in Berlin statt. Im Mittelpunkt steht das Gedenken an die Pogrome. Erstmals will die orthodoxe Konferenz Europäischer Rabbiner (CER) ihre Mitgliederversammlung in der deutschen Hauptstadt abhalten. Seit Dienstag befindet sich auch eine Delegation der liberalen "Central Conference of American Rabbis (CCAR)“ in Berlin. Ziel der Reise sei, so die Leiterin der Delegation, Rabbinerin Ellen Weinberg Dreyfus, der vielen Opfer der Schoa zu gedenken und gleichzeitig die Erneuerung des jüdischen Lebens in Deutschlands zu feiern: "Die Novemberpogrome markieren den Anfang vom Ende des europäischen Judentums. Mit der Eröffnung der School of Jewish Theology der Universität Potsdam wird deutlich, dass das Judentum in Deutschland wieder eine Zukunft hat.“ Deshalb ist der Besuch des Abraham Geiger Kollegs als liberalem Rabbinerseminar und der neuen "School of Jewish Theology“ der Universität Potsdam ein Meilenstein. Bund und Länder investieren hier insgesamt eine Million Euro jährlich, um die Rabbinerausbildung der nichtorthodoxen Richtungen zu gewährleisten. Ein anderer wichtiger Termin ist einzigartig: dass die amerikanischen Rabbiner in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand mit Verteidigungsstaatssekretär Christian Schmidt der Wenigen gedenken, die sich dem Hitlerregime damals entgegengestellt haben. Eine neue Facette des Gedenkens, das so in Österreich nicht stattfinden würde. Denn Österreich hat sich in der Revision des Israelitengesetzes 2012 für eine Diskriminierung des nichtorthodoxen Judentums entschieden. Unter Hitler hat man diese feinen Unterschiede nicht gemacht.

Der Autor ist Rabbiner und leitet das Abraham Geiger Kolleg an der Universität Potsdam

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung