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Die Ausstellung "Inge Moraths New York" in der Salzburger Galerie Fotohof.

Das Lama, das seinen Kopf aus dem Taxi hält, ist längst Legende. "Encounter near Times Square" lautet der genaue Titel dieses Fotos von Inge Morath, aufgenommen 1957 in New York. Diese Schwarz-Weiß-Fotografie gehört wie das Foto der Schminkklasse in einem Schönheitssalon der Fifth Avenue (1958) zu den meist publizierten Moraths. Große Teile ihrer New York-Arbeiten sind im Schatten weniger "Klassiker" hingegen unbekannt und unpubliziert geblieben; die Salzburger Brigitte Blüml und Kurt Kaindl halfen, diesen Schatz zu heben.

Die Ausstellung "Inge Moraths New York" in der Salzburger Galerie Fotohof bereitet das Thema "New York" im Schaffen der 1923 in Graz geborenen und im Jänner 2002 verstorbenen Fotokünstlerin auf und legt gleich mehrere "Lesespuren" durch die etwa 130 Fotografien.

Zum einen ist da die zeitliche Spur: Von besagter Lamaaufnahme von 1957 spannt sich der Bogen bis 2001, dokumentiert in der Schwarz-Weiß-Aufnahme "Union Square Memorial after September 11th". Dazwischen Aufnahmen wie "View of Manhattan" (1962) oder Landschaften wie Central Park oder Brooklyn Bridge (1961). Zum anderen fasziniert die Spur der sich wandelnden Motive: Menschen in Frontalaufnahme, Landschaften, Menschenlandschaften, Porträts. Inge Moraths Lebensmensch, der 1915 in New York geborene Schriftsteller Arthur Miller, spricht vom "Charme der Aufrichtigkeit" in Moraths "Malerblick". Hier wird gleichzeitig entdeckt und aufgedeckt, liebevoll und unbestechlich. Die Fotografin bildet kompromisslos Wahrheit ab, sie lässt in Seelenlandschaften hinter Fassaden erblicken und dokumentiert gesellschaftliche Fassadenklettereien. Das Bild "Woman with Toy Poodle, Fifth Avenue Upper East Side" aus dem Jahre 1958 etwa erzählt eine kleine Episode zum Schmunzeln, dokumentiert wie die zahlreichen weiteren Fotografien von Frauen Lifestyle.

Die jüngeren Arbeiten zeigen nicht mehr pelzbemäntelte und betuchte weiße Schönheiten, sondern Gruppen schwarzer Jugendlicher beim Skaten, einen jungen, schwarzen Boten, einen Graffiti-Künstler. Vier Jahrzehnte im Leben einer Stadt sind in der Ausstellung dokumentiert: Inge Morath kam mit Henri Cartier-Bresson 1957 für eine Amerika-Serie nach New York, 1997-99 entstanden dann neue Aufnahmen. Einfühlung in reale wie in Seelenlandschaften prägen Inge Moraths Werk, ihr Motto: "Das Leben ist ein Geheimnis, das nicht existiert, um gelöst, als vielmehr, um gefeiert und ausgehalten zu werden."

Mo - Fr. 15 - 19, Sa 10 - 13 Uhr

Bis 22. Juni

NEW YORK

Von Inge Morath, mit Texten von Arthur Miller, Wolfgang Herrmann und Kurt Kaindl, Otto Müller Verlag 2002

180 S., e 36,00

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