Die allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS) stehen ab dem nächsten Schuljahr vor einem neuen Ansturm. Der quantitative Zuspruch wird freilich nur sehr bedingt mit qualitativem Anspruch erklärt werden können. Vielmehr dürfte das Liebkind der Schulreformer, die Neue Hauptschule, einen unvorhersehbaren Andrang auslösen.
Die Abschaffung der Bildungssackgasse des Zweiten Klassenzuges der Hauptschule, im Volksmund B-Zug genannt, die ab dem Schuljahr 1984/85 wirksam wird, ist ein Markenzeichen der Neuen Hauptschule. [...]
Ein Volksschulabgänger mit AHS-Berechtigung hat die Wahlmöglichkeit, entweder direkt in die AHS oder in die Neue Hauptschule zu wechseln. [...]
Die Einführung der Neuen Hauptschule stellt Eltern, deren Kind heuer die vierte Volksschulklasse besucht, vor eine schwierige Entscheidung. Eine Entscheidung, die knapp nach den Semesterferien - weil dann die Anmeldung zum Besuch einer allgemeinbildenden höheren Schule notwendig ist - erfolgen muß.
Wer kein Risiko eingehen will, wird sich -ist anzunehmen - für die AHS entscheiden. Sicher ist sicher.
Sicher ist aber auch, daß dies dem AHS-Niveau insgesamt nicht nützen wird. Eine heimliche AHS-Abwertung. Das ist - über die stoffmäßige Gleichschaltung durch Lehrpläne hinaus - ein versteckt-zielstrebiger Schritt zur Gesamtschule.
Nr. 48 / 28. November 1984
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!