Friedrich Heer wurde am 10. April 1916 in Wien geboren. Er maturierte dort am Akademischen Gymnasium und studierte Kunstgeschichte und Germanistik (Promotion: 1938). Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg gehörte er zu den geistigen Wiederaufbauern des österreichischen Katholizismus: In der Katholischen Hochschulgemeinde unter Karl Strobl und Otto Mauer war er einer der Vordenker (nicht zuletzt in denPublikationen Blätter und Wort und Wahrheit) - ebenso beim CV, dem er schon seit 1934 angehörte, aus dem er 1974 allerdings ausgeschlossen wurde. 1949 wurde Heers Habilitation "Der Aufgang Europas" an der Universität Wien vom damaligen Ordinarius für Geschichtsforschung, Leo Santifaller, abgelehnt, später - nachdem sich Heer dann doch habilitieren konnte - wurde ihm eine ordentliche Professur verwehrt. 1949-61 war Heer als Redakteur bei der Furche tätig, ab 1961 war die Position des Chefdramaturgen am Wiener Burgtheater sein Brotberuf. Für die Furche schrieb er bis zu seinem Tod am 18. September 1983. In den sechziger Jahren wurde er auch Mitherausgeber des linksintellektuellen Blattes Neues Forum.
Zu Heers 50.000 Druckseiten umfassendem Werk zählen das "Gespräch der Feinde" (1949) der mystische Roman "Der achte Tag" (1950), die "Europäische Geistesgeschichte (1953) sowie die Auseinandersetzungen mit dem christlichen Antijudaismus "Gottes erste Liebe. Die Juden im Spannungsfeld der Geschichte" (1967) und "Der Glaube des Adolf Hitler" (1968); als Meilenstein gilt auch "Der Kampf um die österreichische Identität" (1981). Daneben verfasste Heer große historische Monografien ("Die Tragödie des Heiligen Reiches" (1953), "Mittelalter" (1961), "Das Heilige Römische Reich" (1967) oder "Karl der Große und seine Welt" (1978). Gründe und Abgründe Wiens verarbeitete Heer im autobiografischen Roman "Scheitern in Wien" (1974) sowie im Essay "Dunkle Mutter Wien, mein Wien" (1978).
Als Heer am 28. September 1983 beigesetzt wurde, waren Bundeskanzler Fred Sinowatz, Unterrichtsminister Helmut Zilk, und Wissenschaftsminister Heinz Fischer ebenso versammelt wie ÖVP-Chef Alois Mock: "Das vielzitierte Gespräch der Feinde' fand auch am Sarge Friedrich Heers symbolhaft statt", schrieb Hubert Feichtlbauer damals in der Furche. ofri
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!