Blasses Liebesglühen in Pastelltönen

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Auf das Liebesglück zu setzen, wenn die Welt rundherum von Pech verfolgt zu sein scheint, ist sicher nicht die schlechteste Strategie, um in Zeiten der Krise über die Runden zu kommen. Das gilt für individuelle Glücksmomente ebenso wie fürs schnelle Theaterglück. "Im weißen Rössl“ steht es bekanntlich direkt vor der Tür, das große Glück. Am Volkstheater hat es der Hausherr Michael Schottenberg selbst in die Hand genommen und den Bühnenhit neu bearbeitet und inszeniert.

Himmelblau bis zuckerlrosa

Am Wolfgangsee herrscht reges Treiben, amerikanische und deutsche Touristen nutzen die Wirtschaftswunderzeit der Nachkriegsjahre für einen Besuch in den österreichischen Bergen. Die Welt ist himmelblau bis zuckerlrosa, ganz so wie die detailgetreue Wirtshausausstattung. Im Herrgottswinkel spielt ein Live-Orchester auf und die Touristenschar (Chorvereinigung Wien Neubau) singt dazu vom Blatt. Der schuldlos schöne Sigismund bandelt mit dem lispelnden Klärchen an, der smarte Rechtsanwalt Dr. Siedler (Patrick Lammer, auch der musikalische Leiter des Stücks) verfällt dem Charme der süßen Ottilie, Tochter des Trikotagen-Fabrikanten Giesecke (Nanette Waidmann), und Zahlkellner Leopold möchte seine Chefin (Günter Franzmeier, Maria Bill) endlich in die Arme schließen. Hinter jedem dieser kleinen Liebes-abenteuer steckt der Wunsch nach sozialem Aufstieg und finanzieller Sicherheit.

Gleich zu Beginn wird das ganze Stück im Schnelldurchlauf als Kasperltheater aufgeführt. Eine nette Idee, ebenso wie die Bühnenkonstruktion, die das Wirtshaus von allen Seiten einsehbar macht. Schottenberg inszeniert den Abend als frivole Hüttengaudi, in der die Jugend lieber kopuliert als sich an der schönen Aussicht des Salzkammerguts zu erfreuen.

Bis zum unvermeidlichen Happy End wird viel gesungen und ein wenig getanzt. Insgesamt wirkt dieser Abend jedoch recht blass und in seinen Absichten unklar. Für eine bissige Parodie fehlen die ironischen Zwischentöne, und nur um die guten alten Zeiten und ihre meisterlichen Verdrängungsmechanismen zu feiern, braucht es eigentlich keine weiteren Neuauflagen.

Weitere Termine

20., 25., 26. Dezember, 4., 9., 12., 13., 18., 23., 24., 30. Jänner

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