Dass britischer Humor rabenschwarz sein kann, ist bekannt - so blutrot-schwarz wie in "Sightseers“ hat man ihn aber selten erlebt. Regisseur Ben Wheatley schickt ein frisch verliebtes Pärchen auf einen vermeintlich idyllischen Roadtrip durch die englische Provinz, bei dem Chris und Tina nicht nur ihren "romantischen“ Gefühlen freien Lauf lassen, sondern auch ihrer Mordlust. Mit einem Maximum an Minimalismus zaubert Wheatley eine "Natural Born Killers“-Version im Homevideo-Format auf die Leinwand, die mit pointierten Dialogen und improvisationsfreudigen Protagonisten überrascht. Wischt man das kübelweise vergossene (Kunst-)Blut weg, bleibt von "Sightseers“ eine bizarre Versuchsanordnung übrig, die das amoralische Entscheidungspotenzial zweier Working-Class-Außenseiter auslotet. Weniger feinsinnig betrachtet, ist der eigenwillige Genre-Bastard schlicht eine Killer-Odyssee, der es an Stringenz, nicht aber an anarchischem Charme und Galgenhumor fehlt.
Sightseers
GB 2012. Regie: Ben Wheatley.
Mit Alice Lowe, Steve Oram,
Eileen Davies. Lunafilm. 89 Min.