Brisantes Erinnern oder ab ins Museum?

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Die nächsten drei Jahre wird die katholische Welt "50 Jahre II. Vatikanum“ feiern. Bereits nächste Woche startet in Wien das erste Symposium dazu.

Das eigentliche Jubiläum beginnt erst im Oktober 2012: Am 11. Oktober jährt sich die Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils zum 50. Mal. Und mit diesem Datum beginnt auch das von Papst Benedikt XVI. proklamierte "Jahr des Glaubens“ in Erinnerung an das letzte Konzil.

Auch Österreichs Bischöfe haben Ähnliches angekündigt: Als Antwort auf die Forderungen der Pfarrer-Initiative erklärte die heimische Bischofskonferenz im November, Österreichs katholische Kirche werde sich 2012 mit den "Texten des großen Reformkonzils“ auseinandersetzen. Konkreteres ließen die hiesigen Hirten vorerst nicht verlauten, außer dass dabei mit den universitären Institutionen im Lande kooperiert werden soll.

Jubiläumsbeginn in Wien

Vor allem in Wien beginnt der konziliare Jubiläumsreigen praktisch mit dem neuen Jahr: Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien startet vom 11. bis 13. Jänner mit dem Paukenschlag des Symposiums "Erinnerung an die Zukunft“, deren Hauptreferenten aus dem Who’s Who der Theologie entstammen.

Der streitbare Tübinger Dogmatik-Emeritus Peter Hünermann eröffnet die dreitägige Veranstaltung, sein mittlerweile nicht minder engagiert argumentierender Freiburger Kollege, der Moraltheologe Eberhard Schockenhoff, ist Referent des Abschlussvortrags. Daneben sind der führende deutsche Liturgiewissenschafter Albert Gerhards (Bonn), der Tübinger Pastoraltheologe Ottmar Fuchs, der Fundamentaltheologe Christoph Theobald, einer der bekanntesten in Frankreich lehrenden Theologen, unter den Hauptreferenten sowie der Bibelwissenschafter Thomas Söding (Bochum), der von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. in seinen Jesus-Büchern mehr als einmal zitiert wird. Eine Bestandsaufnahme der Konzils-Rezeption sowie dessen großer Texte stellt dieses Symposium in Wien dar.

Auch die Theologischen Kurse haben das II. Vatikanum schon auf ihrer Agenda, am 24./25. Februar steht vor allem die Haltung des Konzils zu den nichtchristlichen Religionen und das entsprechende Konzilsdokument "Nostra Aetate“ auf dem Programm, Hauptreferent wird der Innsbrucker Theologe Roman Siebenrock sein ( www.theologischekurse.at).

Nur wenig später, am 15. März, fragt die Kasseler Theologin Johanna Rahner beim "Forum Weltreligionen“, ob das Konzil einen Zukunftsweg oder doch - wie von konservativen Kritikern immer wieder geäußert - einen Verrat an der kirchlichen Vergangenheit darstellt ( www.weltreligionen.at).

Bereits am 27. Februar spricht auf Einladung der Kirchenreformbewegung "Wir sind Kirche“ ein Zeitzeuge über das II. Vatikanum: Weihbischof Helmut Krätzl war als Konzilsstenograf in Rom mit dabei, sein Konzils-Buch "Im Sprung gehemmt“ machte vor mehr als zehn Jahren Furore. Wie er heute darüber denkt, wird Krätzl in einem Vortragsabend für die Pfarre Namen Jesu in Wien-Meidling darlegen ( www.wir-sind-kirche.at).

Analysen und Erinnerungen

50 Jahre nach dem Konzil besteht zum einen die Gefahr, dass viele Entwicklungen und Aufbrüche bereits ins Museum der Kirchengeschichte gerückt werden. Dazu kommt zum anderen, dass vielen Zeitgenossen die Inhalte und Entwicklungen des II. Vatikanums nur mehr ungenügend oder gar nicht präsent sind. Für 2012 haben daher alle namhaften Verlage Neuerscheinungen zum Thema angekündigt.

Zum Hineinschnuppern oder als gut lesbare Erinnerung an die wesentlichen Vorgänge und Dokumente des Konzils kann der bereits vor Jahresfrist erschienene Band "Aufbruch oder Betriebsunfall? Das II. Vatikanische Konzil und seine Folgen“ von Hermann-Josef Frisch dienen. Der Priester und spirituelle Autor ermöglicht einen "schnellen“ Zugang zu den Texten und bewertet sie im Licht der folgenden Entwicklungen.

Mehr für ein Fachpublikum ist der Band "50 Jahre nach dem Konzil - Die Zukunft der katholischen Kirche“ des Essener Theologen Ralf Miggelbrink konzipiert, der in seiner Reflexion der Konzilsereignisse von 1962-65 versucht, die Prinzipien des II. Vatikanums aufs Neue zu formulieren und als Zukunftsweg für die katholische Kirche auszuweisen. Diesem gleichfalls informativen Band werden weitere publizistische Auseinandersetzungen folgen.

Das Konzilsjubiläum hält noch einiges an gedruckter Analyse und Erinnerung bereit.

Erinnerung an die Zukunft

50 Jahre II. Vatikanisches Konzil

Symposium - 11. bis 13. Jänner 2012

Universität Wien Info: ktf.univie.ac.at/site/dg/home

Aufbruch oder Betriebsunfall?

Das II. Vatikanische Konzil und seine Folgen. Von Hermann-Josef Frisch

Patmos Verlag 2010.

144 Seiten, kt., € 15,40 50 Jahre nach dem Konzil

Die Zukunft der katholischen Kirche.

Von Ralf Miggelbrink.

Verlag Ferdinand Schöningh 2012

220 Seiten,kt., € 30,80

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