Brüsseler Rauchzeichen

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Endlich erinnern Texte in schwarz umrandeten Kästen unbekehrbare Raucher daran, dass sie mit jeder Zigarettenpackung Krankheit und Tod heraufbeschwören. Die EU hat sich durch diese Vorschrift als moralische Instanz erwiesen. Wer die EU für einseitig wirtschaftsorientiert hält, muss umdenken. Man sorgt sich um die Gesundheit der Bürger und redet ihnen ins Gewissen.

Die Politik hat wieder Moral. Es ist zu hoffen, dass die europäische Einigung auf diesem Weg fortschreitet. Jetzt geht es darum, konsequent weiterzudenken. Erst gestern saß ich im Kaffeehaus einer Raucherin gegenüber, die die warnenden Aufschriften auf ihrer Zigarettenpackung mit einem Schuber aus buntem Karton verdeckt hatte. Angeblich werden solche Machwerke bereits in vielen Design-Varianten verkauft. Ich schlage daher vor, dass das Gesundheitsministerium Razzien durchführt, die Kartonhüllen konfisziert und empfindliche Strafen verhängt. Auch die im Internet angebotenen alternativen Aufkleber (www.zigarettenetiketten.de), die das Rauchen zum Vergnügen erklären, müssen dringend verboten werden.

Als weiteren Schritt erwarte ich von Brüssel eine Verordnung zur Kennzeichnung von Weinflaschen. Es geht nicht an, die hohe Zahl der Alkoholiker in der EU zu übersehen. "Wein kann zu Leberzirrhose führen" oder "Alkohol tötet Gehirnzellen" wären passende Sprüche auf weißem Feld im schwarzen Rahmen.

Noch steht allerdings eine umfassende Gesundheitskostenrechnung aus. Weniger Nikotin- oder Alkoholkranke entlasten das Budget. Zu befürchten ist jedoch, dass nun die Lebenserwartung steigt und die Pensionskassen schwer belastet werden. Ich hoffe, dass sich niemand aus diesem Grund zu unmoralischen Einsprüchen gegen die Rauchzeichen aus Brüssel hinreißen lässt.

Der Autor ist freier Journalist und war Leiter der Abteilung Religion im ORF-Fernsehen.

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