Buchtipp: "Allergien auf dem Vormarsch"

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1906 führt der junge österreichische Kinderarzt Clemens von Pirquet einen neuen Begriff in die Wissenschaftssprache ein: Allergie. Damit wolle er die "Überempfindlichkeit" eines Körpers gegenüber Fremdsubstanzen bezeichnen.

Seine Zeitgenossen zeigen sich über das Konzept wenig erfreut. Man habe ja bereits einen ähnlichen Terminus: Anaphylaxie. Der Widerstand ließ erst mit den neuen immunologischen Erkenntnissen nach. Heute hat der Begriff Allergie seinen fixen Platz im medizinischen Wortschatz - und in der Alltagssprache. Dass selbst Nicht-Mediziner das Wort kennen, überrascht nicht: Allergien sind richtige Volkskrankheiten geworden. Man kann auf allerlei allergisch sein: Pflanzenpollen, Lebensmittel, Kosmetikstoffe, Reinigungsmittel, ja selbst Medikamente. Mark Jackson interessieren nicht diese vielen Allergien in ihren Einzelheiten. Sein Buch ",Allergien auf dem Vormarsch" ist auch kein Ratgeber. Der Medizinhistoriker hat eine kleine Geschichte der Wissenschaft der Allergie geschrieben.

Natürlich spielt der Österreicher Pirquet darin eine bedeutende Rolle. Die weiteren Ausführungen konzentrieren sich dann vor allem auf Entwicklungen im angloamerikanischen Raum (weil Professor Jackson Engländer ist?). Erst am Ende weitet sich der Blick auf die globale Dimension des Problems. Generell betrachtet Jackson die Allergie in ihrem größeren gesellschaftlichen Kontext. So tritt Heuschnupfen im 19. Jahrhundert vermehrt in den oberen Schichten auf - und gilt bald als Zeichen eines kultivierten Geistes. Heute werden Allergien hingegen als Folge eines "unnatürlichen", modernen Lebensstil gesehen - was eine unbewiesene Hypothese ist, die aber eben auch nicht widerlegt ist.

ALLERGIEN AUF DEM VORMARSCH

Von Mark Jackson

Parthas Verlag, Berlin 2007.

334 Seiten, kart., € 28,80

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