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Eros und sein Vetter

"Über das Schicksal des Eros in einem Zeitalter des Sex" wurde im Vorjahr beim Philosophicum Lech heiß diskutiert. Unter dem Titel "Der listige Gott" - als solchen beschrieb Platon den Eros - erschien nun der Tagungsband, ein an Blickwinkeln reiches Lesebuch über Eros und seinen schmuddeligen Vetter Sexus (Furche 39/2001), elf Beiträgen diverser Geistes- und eines Naturwissenschaftlers. Liessmann, der Leiter des Philosophicums, führt in das Thema ein, mit Norbert Bolz' Beschreibung der Ahnenreihe Eros - Agape - Libido geht es weiter, den Schlusspunkt setzt ein philosophischer Seufzer Rüdiger Safranskis (bekannt aus dem "Philosophischen Quartett"): Wie reich und heiß war doch die Liebe, als sie den Umweg über Gott ging! Heute hingegen bleibe nur die Selbsterwärmung, Säkularisierung sei Selbstbefriedigung.

Michael Kraßnitzer

DER LISTIGE GOTT ÜBER DIE ZUKUNFT DES EROS

Herausgeber: Konrad Paul Liessmann

Paul Zsolnay Verlag, Wien 2002

240 Seiten, brosch., e18,40

Trost ohne Sicherheit

Noch immer bedeuten neue Texte von Leszek Kolakowski Provokationen und Aha-Erlebnisse, ob er Gott aller Attribute beraubt, indem er jene des Guten und Bösen im Abgrund der Göttlichkeit für unanwendbar oder als Konsequenz der Erfahrung mit früheren Prophezeiungen auch die Entstehung eines europäischen Überstaates oder die Demokratisierung Chinas als Frucht der Marktwirtschaft ebenso wie alle anderen "historischen Notwendigkeiten" für höchst unsicher erklärt. Nicht einmal die Grenze zwischen historischen Fakten und Interpretation sei festzulegen. Unsicherheit vor wie hinter uns also und in jedem Jetzt und Hier erst recht. Listig stellt der polnische Philosoph den Essay über Freundschaft an den Schluss und postuliert: Sie existiert. Mit ganz leeren Händen schlagen wir das Bändchen also doch nicht zu. HB

NEUE MINI-TRAKTATE ÜBER MAXI-THEMEN

Von Leszek Kolakowski

Aus dem Polnischen von Nina Kozlowski

Reclam Verlag, Leipzig 2002

118 Seiten, Tb., e 10,20

Anders-Digest

Wenn Philosophie sich aphoristisch äußern kann, war Günther Anders allein dank seiner geschliffenen Sentenzen ein großer Denker, abgesehen von den großen Werken. Die Bandbreite der in einem schmalen Band gesammelten kurzen und kürzesten Texte reicht von "Auch die Ketzer landen in der Kirchengeschichte" bis zum realistischen, alarmierenden Befund: "Das Vorbild der im Weißen Hause herrschenden Universumsvorstellung stammt aus den Weltraum-Cartoons". Allein, indem Anders die Emigranten-Redensart "Wenn erst mal alles vorbei ist" zitiert, erspart er sich jene Ausführungen, die er einerseits, einen Satz von Brecht variierend, mit einem lapidaren "Zuerst kommt das Fressen, dann die Ontologie" vom Tisch wischt, auf die er aber zum Vorteil seiner Leser doch nicht verzichtete.

Hellmut Butterweck

ÜBERTREIBUNGEN IN RICHTUNG WAHRHEIT.

Stenogramme Glossen Aphorismen

Von Günther Anders. Herausgeber:

Ludger Lütkehaus. C. H. Beck Verlag, München 2002, Beck'sche Reihe,

184 Seiten, Tb., e 10,20

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