Machfus' opus magnum
Die Kairo Trilogie gilt als das bedeutendste Werk von Nagib Machfus, der dieser Tage 90 Jahre alt wurde, ihr verdankt der große ägyptische Erzähler wohl in erster Linie den Nobelpreis. 30 Jahre in der Geschichte einer Familie, grandios erzählt, auf keiner Seite langweilig, zusammengehalten von Machfus' langem Atem und seiner beeindruckenden Erzähltechnik. Freud und Leid, das ganze Auf und Ab des Lebens, noch nicht eingedunkelt wie die späten letzten Werke. Ein gewaltige Panorama. "Zwischen den Palästen", "Palast der Sehnsucht" und "Zuckergäßchen" liegen nun in einer limitierten Taschenbuch-Sonderausgabe vor.
DIE KAIRO TRILOGIE
Von Nagib Machfus
Unionsverlag, Zürich 2001. 2 Bände, 1776 Seiten, Tb., öS 364,-/e 26,45
Hieroglyphen lesen
Ein exklusiveres Hobby als das Entziffern ägyptischer Hieroglyphen gibt es wohl kaum. Das mit vielen bunten Abbildungen auch optisch attraktive Buch von Gabriele Wenzel macht's jedermann möglich, eignet sich aber auch bestens als Begleiter für junge Ägyptologen und alle, die es werden wollen. Die Autorin ist eine didaktische Hochbegabung. Ein- und Mehrlautzeichen, wechselnde Laufrichtung, Deutzeichen, all das wird plötzlich verständlich. Den eigenen Namen in Hieroglyphen zu schreiben, ist man schon nach wenigen Stunden fähig. Auch wer keine Hieroglyphen büffeln will, lernt, zum Beispiel die große Ägypten-Ausstellung mit ganz anderen Augen zu sehen.
HIEROGLYPHEN. Schreiben und lesen wie die Pharaonen. Von Gabriele Wenzel. Nymphenburger, München 2001. 216 Seiten, kt., Bilder, öS 364,-/e 26,47 df öS 000,-/e 000,-
Nachwuchs der Raupe
Wie die Taube zum Sinnbild des Friedens wurde.
Die kleine Raupe Nimmersatt" war ein Kinderbuch-Welterfolg und hat ihren Erfinder Eric Carle zum reichen Mann gemacht. Sie fraß sich durch das ganze Buch hindurch, die Löcher in den Seiten machen Kindern wie Erwachsenen bis heute Spaß. Viele Wörter hat das nicht gebraucht. Nun gibt es zwei neue Bilderbücher von Carle: "Traumschnee" und "Noahs Taube". Ersteres hat er selbst mit Worten versehen, im zweiten einen Text von Isaac Bashevis Singer illustriert. Und da kann man nun wieder einmal sehen, was passiert, wenn Leute, die zeichnen können, das ganze Honorar für sich allein behalten wollen und den Autor einsparen.
Singer ist ein großer Dichter und kann ganz, ganz einfach schreiben, so dass es jedes Kind versteht. Er erzählt, wie sich alle Tiere ihrer Besonderheiten brüsten und die anderen schlecht machen, um in Noahs Arche mitgenommen zu werden. Selbst das Stinktier rühmt sich seines Dufts. Und wie die bescheidene Taube zum Symbol des Friedens wird.
"Traumschnee" ist nett, aber nicht mehr. Der Bauer hat seine Tiere numeriert und träumt, dass es schneit. "Ganz sacht deckten die Schneeflocken Eins mit einer weißen Decke zu". Und dann zwei und so fort. Ein durchsichtiges Blatt liefert jeweils den Schnee, eine nette Idee. Nachdem auch Fünf eingeschneit ist, wacht der Bauer auf, schmückt den Baum, wünscht den Tieren frohe Weihnachten und wenn die Batterien im Deckel Saft haben, ertönt ein Liedl, sobald man aufs Knöpfchen drückt. H.B.
NOAHS TAUBE. Von Eric Carle (Bilder) und Isaac Bashevis Singer.
Übersetzung: Hildegard Krahé.
Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2001
32 Seiten, öS 181,-/e 13,15
TRAUMSCHNEE. Von Eric Carle
Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2001
32 Seiten, Soundchip, öS 321,-/e 23,33
Für einen Golfer
Mit dem Bildband "Die schönsten Golfplätze Österreichs" wird man wohl jeden Golfer, jede Golferin erfreuen. Die 24 schönsten Plätze wurden g'schmackig fotografiert und mit all ihren Tücken und Schönheiten porträtiert. Ob die "Blaue Lacke" bei Loch 3 in Kaiserwinkl Kössen, ein Naturwunder, wirklich niemals zufriert? Man erfährt alles Wichtige vom Ansprechpartner über die Quartiersituation in der Umgebung bis zu Skizzen und Scorekarten und auch die neuen Course-Ratings. Damit kann jeder sein Handikap so ermitteln, wie es ab dem Jahr 2002 vorgeschrieben ist, nämlich bezogen auf den imaginären globalen Durchschnittsplatz.
DIE SCHÖNSTEN GOLFPLÄTZE ÖSTERREICHS. Von Klaus Edlinger (Text) und Christian Jungwirth (Bild)
Steirische Verlagsanstalt, Graz 2001
168 Seiten, geb., öS 496,-/e 35,99
8.880 Seiten Freud
Das Jahrhundert-Lebenswerk wurde für jeden erschwinglich.
Von Hellmut Butterweck
Sehen wir einmal von Thomas Mann ab: Das 20. Jahrhundert hat wohl nur wenige Lebenswerke hervorgebracht, die so viele Menschen als Gesamtausgabe zu besitzen wünschen wie die Werke von Sigmund Freud. Die kostengünstige Reprint-Technik machte es technisch möglich, dass dieser Wunsch heute um knapp über eintausend Schilling erfüllt werden kann. Dass sich eine derart billige 18-bändige Ausgabe auch rechnet, hat natürlich damit zu tun, dass das exklusive, an der Psychoanalyse primär interessierte Kernpublikum, Psychoanalytiker und so weiter, die früheren, teuren gebundenen Ausgaben längst besitzt. Nachdem "der gesamte Freud" längere Zeit bereits um 2.175 Schilling zu haben war, bietet der S. Fischer Verlag die Taschenbuch-Kassette nun zum Jubiläumspreis von 1.070 Schilling an.
Die Psychoanalyse, wie Freud sie lehrte, war immer ein Minderheitsprogramm, wurde aber auch von neuen Therapieformen zurückgedrängt. Die freilich fußen zu einem nicht geringen Teil auf Freud, wurden von ehemaligen Freud-Schülern oder in der Auseinandersetzung mit Freud entwickelt. Ohne Freuds Psychoanalyse wären sie alle, bis hin zu Viktor Frankls Existenzanalyse, nicht oder nicht so entstanden.
Das Ausmaß, in dem Freud angefeindet wurde, ist heute kaum mehr vorstellbar. Freud zu lesen, bedeutet, sich auf den Weg zu den Wurzeln des modernen Menschenbildes zu machen. Niemand wird ihn in einem Zug lesen. Aber er bleibt auch 62 Jahre nach seinem Tod ein potentieller Lebensbegleiter, zu dem man bewundernd aufblicken, an dem man sich aber auch produktiv reiben kann, dass die Funken fliegen, die Funken der eigenen Gedanken. Vieles davon bleibt wirkungsmächtig. Der Schlusssatz des Briefwechsels mit Einstein ("Warum Krieg?") zum Beispiel steht wie ein Fels im Weltgetriebe: "Alles, was die Kulturentwicklung fördert, arbeitet auch gegen den Krieg."
Ein anspruchsvolleres Buchgeschenk in letzter Minute, ein stärker förderndes und forderndes, auch Widerspruch herausforderndes, folgenreicheres Trainingsgerät für den Geist als die Gesammelten Werke von Sigmund Freud wird wohl schwer zu finden sein.
GESAMMELTE WERKE von Sigmund Freud mit Gesamtregister und Nachtragsband. Die umfassendste Edition in der Originalsprache. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M., Reprint der großen Werkausgabe von 1950/68/87. 18 Bände, 8.880 Seiten, Kassette. Tb., öS 1.070,-/e 77,76
Steinmosaike legen
Wer das Setzen von Mosaiken aus Natursteinen zu seinem Hobby machen möchte, findet Anregungen in einem Bildband: Tiere, Pflanzenmotive, geometrische und abstrakte Gebilde, selbst ein Porträt. Die technischen Erläuterungen im Anhang sind eher knapp, den Großteil des Buches nehmen Natursteinmosaiken von Schülern ein, manche von einer intensiven Ausdruckskraft. Der Autor ist Lehrer im Ruhestand und seit seiner Pensionierung als Gastdozent an Lehrerseminaren und Kunsthochschulen tätig. Er beschäftigt sich vor allem mit der Verwendung in der Landschaft gesammelter, naturbelassener Steine, die als Kunstmedium erstaunliche Wirkungen entfalten. H.B.
NATURSTEINMOSAIKE. Die Kraft des Schweigens als Sprache des Steins. Herausgegeben von Ernst Bühler. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2001.
94 Seiten, Ln., öS 657,-/e 47,75
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