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Hitler - "der Große"?

Ein Standardwerk über Adolf Hitler 30 Jahre nach seinem ersten Erscheinen in unveränderter Form wieder zu publizieren - dazu gehört Mut. Oder Trotz. Wer Joachim Fests "Hitler" wieder liest, findet nichts von dem zurückzunehmen, was damals einzuwenden, aber auch an diesem Werk zu bewundern war. Die eingangs gestellte Frage, "Kann man ihn groß' nennen?" darf man nach wie vor deplatziert finden. (Können tut man alles, dürfen nicht.) Zu akzeptieren, dass mancher Einwand seine Berechtigung hatte und spätere Autoren der Mythologisierung Hitlers nicht weniger erfolgreich oder sogar noch erfolgreicher entgegentraten, scheint Fest aber schwer zu fallen. Wie schwer, wie sehr ihm ein Teil der seinerzeitigen Kritik an seinem Werk nach 30 Jahren noch im Magen liegt, lassen, beispielsweise, seine Seitenhiebe auf den "Konkurrenten" Ian Kershaw erahnen. H. B.

HITLER. Eine Biographie. Von Joachim Fest, Propyläen Verlag, Berlin 2002, 1.190 Seiten, Fotos, geb., e 25,70

Große ohne Herz

Die junge Historikerin Cicely Veronica Wedgwood schrieb ihr klassisches Werk über den Dreißigjährigen Krieg im Schatten der Weltwirtschaftskrise und des Spanischen Bürgerkrieges. Über dem Reprint der deutschen Ausgabe von 1967 merkt man wieder einmal den Einfluss der Aktualität auf die Historiker, auch wenn sie über versunkene Zeiten schreiben: Nicht zuletzt dem Entsetzen der Autorin über das Geschehen der späten dreißiger Jahre verdanken wir, dass unter ihrer Feder das siebzehnte Jahrhundert zum Spiegel des zwanzigsten wurde. Wie ein roter Faden zieht sich die Herzlosigkeit der politischen Akteure, die völlige Gleichgültigkeit der Mächtigen für das Leid der Menschen am Anfang des Krieges wie während der langwierigen Friedensverhandlungen durch das mit Akribie erarbeitete und brillant geschriebene Werk. H. B.

DER DREISSIGJÄHRIGE KRIEG

Von C. V. Wedgwood, Übersetzung: A. G. Girschick, List Verlag, München 2002, 518 Seiten, geb., e 15,40

NS-Größen im Verhör

Ob es um die von Göring teils geraubten, teils auch gekauften Kunstschätze geht oder um Hitlers Sekretärinnen, die Verhöre der NS-Bonzen durch alliierte Offiziere sind eine wichtige Quelle über die Interna des Nazi-Staates. Offenbar war, oder ist, diese Quelle noch immer nicht restlos erschlossen. Nun stöberte Richard Overy, Zeitgeschichtler am Londoner King's College, in Archiven 30 vergessene Protokolle von Verhören auf, die zwischen Mai 1945 und dem Beginn des Nürnberger Prozesses im November 1945 durchgeführt wurden. Unter den "Gesprächspartnern": Hermann Göring, Albert Speer, Feldmarschall Wilhelm Keitel, aber auch ein "Spezialist der Endlösung" wie Dieter Wisliceny. Umwerfend Neues findet sich, wie zu erwarten war, nicht, aber manches interessante Mosaiksteinchen. H. B.

VERHÖRE. Die NS-Elite in den Händen der Alliierten 1945. Von Richard Overy, Übersetzung: Hans-Ulrich Seebohm, Udo Rennert, Propyläen Verlag, Berlin 2002, 656 Seiten, geb., e 30,90

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