Carl Orff: Kunst, Politik und Gewissen
Kunst und Politik sind stärker miteinander verwoben, als es mitunter dargestellt wird. Das zeigt sich bei dem vor 40 Jahren verstorbenen Carl Orff – aber auch in der aktuellen Diskussion.
Kunst und Politik sind stärker miteinander verwoben, als es mitunter dargestellt wird. Das zeigt sich bei dem vor 40 Jahren verstorbenen Carl Orff – aber auch in der aktuellen Diskussion.
Haben die Salzburger Festspiele vorausgeahnt, dass es in Europa wieder zu kriegerischen Ereignissen, gar zu apokalyptischen Entwicklungen kommen könnte? Jedenfalls haben sie diesen Sommer anlässlich des 40. Todestages von Carl Orff, der auf den 29. März fällt, „De temporum fine comoedia“ auf dem Programm. Ein, wie es im deutschen Titel heißt, „Spiel vom Ende der Zeiten“.
Trotz Herbert von Karajan am Pult der Ensembles des Kölner Rundfunks, prominenten Solisten wie Rolf Boysen, Kari Lövaas, Christa Ludwig oder Peter Schreier, August Everding als Regisseur und Günther Schneider-Siemssen war die Uraufführung dieses Mysterienspiels bei den Salzburger Festspielen 1973 kaum mehr als ein Achtungserfolg. Ob sich das bei der Neuproduktion mit Teodor Currentzis und Romeo Castellucci ändern wird?
Carl Orff hat mit der „Carmina Burana“ eines der populärsten klassischen Werke komponiert. Er ist aber auch ein prägnantes Beispiel für das gegenwärtig heiß diskutierte Wechselspiel von Kunst und Politik. Er habe mit der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ zusammengearbeitet, behauptete er gegenüber der amerikanischen Besatzung 1945. Ein kluger Schachzug. Damit hatte er sich die Uraufführung seiner Oper „Die Bernauerin“ 1947 in Stuttgart gesichert. Es war, wie längst erwiesen, allerdings eine Lüge, um sich von der eigenen Vergangenheit reinzuwaschen.
In den späten 1930er Jahren waren sich weder Orff noch sein Verlag sicher, ob das Nazi-Regime etwas gegen seinen späteren Welterfolg „Carmina Burana“ haben könnte. Auch bei seiner weniger experimentierfreudigen Oper „Der Mond“ und den „Catulli Carmina“ versicherte sich der bayerische Komponist vorab bei maßgeblichen Stellen des Staats- und Parteiapparats, dass Aufführungen dieser Werke nichts entgegensteht.
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