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Werkschau von Anton Faistauer im Bergbaumuseum Leogang.

Das kleine Bergbaumuseum in Leogang bei Saalfelden gilt seit seiner Neueinrichtung 1992 im ehemaligen Gewerkenhaus aus dem Jahr 1593 als Geheimtipp. Mit der teils hochkarätig bestückten Ausstellung "Maria - Licht im Mittelalter" 2003 hat sich das Regionalmuseum weithin bekannt gemacht.

Themen aus der Region und darüber hinaus umzusetzen, ist das Anliegen von Kustos Herrmann Mayrhofer, der kenntnisreich und einfühlsam das besondere Haus führt. Dieses Ziel verfolgt auch die aktuelle Gedenkschau zum 75. Todestag von Anton Faistauer (1887-1930), dem Pionier der österreichischen Moderne und Weggefährten von Malern wie Egon Schiele, Franz Wiegele, Oskar Kokoschka. "Anton Faistauer zwischen Tradition und Moderne" ist eine eher intime Präsentation, entstanden in Zusammenarbeit mit dem Anton Faistauer-Forum Maishofen (Anna-Karin Rossberg, Richard Hirschbäck). Mit der großen Ausstellung des Salzburger Museum Carolino Augusteum wollte man in Leogang ganz bewusst nicht konkurrieren. Es geht vielmehr um den Bezug zum Land Salzburg im Schaffen des Künstlers, der bei Lofer geboren wurde und in Maishofen/Unterpinzgau aufwuchs.

Weggefährte von Schiele

Mehr als 50 Werke, meist aus Privatbesitz, sind nach Gattungen zusammengeführt: Porträts, Landschaften, Stillleben und Blumenstücke, Bilder mit religiösem Inhalt. In jedem Bereich eröffnen sich Einblicke in Faistauers künstlerischen Weg, der mit dem Austritt aus der Wiener Akademie 1909 und der Gründung der Neukunstgruppe gemeinsam mit Egon Schiele begann. Unter den frühen Bildnissen fällt ein unpubliziertes einer jungen Frau auf; ein nah herangeholtes, lebendiges Porträt in unscharfen Konturen, breiten Pinselstrichen und gedämpften Farben. Faistauers Selbstporträt an der Staffelei (1918), in dem Blau dominiert, begegnet zahlreichen Porträts aus den zwanziger Jahren. Unter den Bildern aus dem Familiekreis finden sich jene seiner Eltern (1929) in traditioneller Porträtauffassung, seines Bruders Johannes, in fest gefügten Konturen streng kompositorisch aufgebaut.

Salzburger Fresken

Kleine Landschaften reflektieren Eindrücke im Pinzgau: die Schlösser Saalhof und Kammer, Bauernhöfe, seine Volksschule in Maishofen. Faistauers intensives Studium vor allem von Cézanne führte ihn zur Kraft der eigener Form, nicht nur in den Stillleben. "Ordnung, Konstruktion, Gerichtetheit" (1929) sollten ein Bild bestimmen.

Ausschnitte bzw. Repliken aus den großen Freskoaufträgen (Pfarrkirche Salzburg-Morzg 1922, Salzburger Festspielhaus 1926) zeigen seine weitere Entwicklung zu einem trockenen, flächigen Malstil. Im Salzburger Selbstporträt (Ausschnitt) sieht er sich selbstbewusst und bescheiden zugleich als Schöpfer eines großen kompositorischen Gesamtwerkes. Als damals einziger Freskomaler konnte Faistauer technisch an sein kleines Frühwerk von 1909 in der Familienkapelle Stablberg bei Maishofen anknüpfen (2002 restauriert, ein lohnender Besuch).

Als "vom Geist der Gotik berührt" bezeichnete Faistauer (1922) sein sechsteiliges Marienleben. Dieses "Berührtsein" geht über formale Aspekte hinaus, wie die behutsame Gegenüberstellung von Gemälden mit religiösem Inhalt und mittelalterlichen Bildwerken im eigenen Sammlungsbestand, im Herzstück der Ausstellung zeigt: z.B. die Ölstudie zur "Pietà" (1918, in weich fließenden Formen) mit einer "Beweinung" aus Nordtirol, der Entwurf zur "Heimsuchung Mariens" (für Morzg) mit einer Pustertaler Tafel. Die Studie zu einem antikisch wirkenden Hl. Christophorus kontrastiert mit einem Holzbildwerk des Heiligen in Wams und Mantel. Faistauers biblische Gestalten sind in ihrer herben Strenge von großer Eindringlichkeit. Sie sind tradierten Bildvorlagen verpflichtet und atmen gleichzeitig die Individualität der Moderne.

"Finden, nicht erfinden"

Die sehr gelungene Werkschau erfährt eine interessante Ergänzung im Kubinkabinett mit Zeichnungen, Entwürfen und Skizzen, in denen Faistauers spontan-kraftvolle Handschrift sichtbar wird. Das Sehen des Künstlers und sein Finden einer von Gott gesetzten Ordnung war Faistauer wichtig. "Der Mensch kann nicht erfinden. Das er gehört Ihm'. Der Mensch findet, es ist dies genug."

Anton Faistauer

zwischen Tradition und Moderne

Bergbaumuseum Leogang-Hütten

Bis 31. Oktober Di-So 10-17 Uhr

Kubinkabinett Leogang

Mi, Sa, So 15-18 Uhr

www.leogang.at

www.antonfaistauerforum.at

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