China für Arthouse-Cineasten

Werbung
Werbung
Werbung

"24 City": Jia Zhangke, Goldener-Löwe-Preisträger 2006, stellt sich den soziopolitischen Veränderungen Chinas.

Hämmernde Maschinen, die den Lebensrhythmus eines uniformierten Arbeiterheeres bestimmen - das war einmal: Wo einst die "Fabrik 420", ein Flaggschiff der chinesischen Rüstungsindustrie, stand, residieren heute neureiche Chinesen in der Luxuswohnanlage "24 City".

Bewusst wählte Regisseur Jia Zhangke in seinem gleichnamigen Doku-Film-Mix diesen symbolträchtigen Ort, um die soziopolitischen Veränderungen in seiner chinesischen Heimat deutlich zu machen: Die maoistische Industrie-Nation wird zum kapitalistischen Reich der Mitte "umgebaut". "China macht derzeit einen physischen Wandel durch - alte Gebäude werden abgerissen, um neuen Platz zu machen. Das ist aber nur der sichtbare Teil einer weit tiefer gehenden Veränderung, die auf den Umstieg von der Plan- auf die Marktwirtschaft zurückzuführen ist und mit der die Zeit des Sozialismus zu Ende geht. Mich interessiert, welchen Einfluss all das auf das Individuum hat", erklärt Zhangke, der in seiner Film-Komposition acht Menschen zu Wort kommen lässt, die direkt oder indirekt mit dem Schicksal der "Fabrik 420" verbunden sind. Dass einige der Befragten als (für den Zuseher nicht erkennbare!) Schauspieler fiktive Geschichten erzählen, ist nur eine Eigenheit von Zhangkes filmischer Spurensuche. Auch wenn man dem asiatischen Filmfestival-Liebling (Venedig 2006: "Goldener Löwe") sein Talent, komplexe Zusammenhänge in scheinbar banalen Bildern einzufangen, nicht absprechen kann, ist "24 City" nur echten Arthouse-Cineasten zu empfehlen.

24 City ("Er shi sicheng ji)

CHN 2008. Regie: Jia Zhangke. Mit Lu Liping, Joan Chen, Zhao Tao.

Verleih: Stadtkino. 112 Min.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung