Christen und Dinosaurier

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Hohes Niveau ohne billige Provokation: Das Kunsthaus Bregenz zeigt Jake und Dinos Chapman.

Im ersten Stock findet sich die "Chapman Family Collection". Auf Podesten angeleuchtet stehen im Halbdunkel afrikanische Totems. Diese sind mit den Emblemen von McDonald's bestückt. Wenn ein Holzgnom mit seinen kurzen Ärmchen Pommes und Cola vor sein Bäuchlein presst, dann darf geschmunzelt werden.

Der zweite Stock versammelt die provokantesten Arbeiten der Schau. Sofort stechen die oral verkehrenden Sexpuppen ins Auge. Was wie aufgeblasene Plastikware wirkt, ist allerdings in Bronze gegossen. Genauso in Bronze gegossen sind jene drei Skulpturen, die Körper nach dem Verwesungsprozess zeigen. Die zweite Werkformation in diesem Stockwerk ist die Übermalung des Goya-Zyklus "die Schrecken des Krieges". Die Chapmans haben die bestialische Brutalität der 80 Drucke verschärft, indem sie die Köpfe der Gemarterten durch Clownmasken ersetzten.

Im dritten Stock findet sich eine Werkgruppe, die 2005 exklusiv für das Bregenzer Kunsthaus geschaffen wurde: eine Herde von Dinosauriern, die grotesk bis kindlich den Raum bevölkern. "Den Dinosauriern die Christen erklären" lautet der Ausstellungstitel. Meinen die Künstler, dass die heutige Gesellschaft mittlerweile ebenso viele Millionen Jahre vom Christentum entfernt ist wie das Zeitalter der Dinos? Jedenfalls könnten die Christen erklären, dass die Gottesvorstellungen in dem zur Ausstellung erscheinenden Künstlerbuch etwas Steinzeitliches haben. Der strafende Gott, den Eckhard Schneider in seinem Vorwort bemüht, ist ebenso obsolet wie die Härte der göttlichen Strafe für ausgelebte Sexualität in den kunstgeschichtlichen Betrachtungen des Hauskurators Rudolf Sagmeister.

Jake und Dinos Chapman

Explaining Christians to Dinosaurs

Kunsthaus Bregenz

Karl-Tizian-Platz, 6901 Bregenz

www.kunsthaus-bregenz.at

Bis 28. März, Di-So 10-18, Do bis 21 Uhr

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