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Sechs Thesen zum gegenwärtigen Verhältnis in Österreich.

I. Vernetzte Lebenswelten. Christen und Muslime leben in Österreich bereits seit geraumer Zeit miteinander. Es gibt keine grundsätzlich getrennten Lebenswelten mehr. Zweifellos existieren in bestimmten Zusammenhängen "Parallelgesellschaften". Es liegt im genuinen Interesse der religiösen Mehrheit, ein offenes Miteinander zu erreichen anstatt der Bildung von Gettos bloß zuzusehen.

II. Gemeinsame Interessen der "Religiösen". Christen leben als religiöse Mehrheit im säkularen Rechtsstaat Österreich. Es besteht eine grundsätzliche Interessengemeinschaft der "Religiösen" gegenüber dem Staat bzw. der Gesellschaft. Ohne die Unterschiede zwischen den Religionen zu leugnen, wäre es an der Zeit, diese gemeinsamen Interessen zu entdecken.

III. Dialogbereite Muslime ermuntern. Größte Herausforderung der Stunde ist, Muslime zu entdecken, die mit der säkularen wie der christlichen Welt dieses Landes in Dialog treten und diesen auch den Musliminnen und Muslimen vermitteln können. Dazu gehört auch, solch Dialogbereite gegenüber Anfeindungen in Schutz zu nehmen.

IV. Übersetzungsarbeit leisten. Es ist Aufgabe der religiösen Mehrheit sich auf die Minderheit einzulassen. Das bedeutet unter anderem, den Muslimen im Dialog achtsam zuzuhören und sich mit der religiös-kulturellen Sprache und den religiösen Kulturformen der Muslime auseinanderzusetzen. Beim öffentlichen Diskurs sollten Christen tatkräftig daran mitwirken, diese in der Alltagsgesellschaft so zu übersetzen, dass sie gemeinhin verstanden werden.

V. Muslimische "Übersetzer". Muslime sollten ein starkes Augenmerk darauf richten, in ihren Reihen Gesprächspartner zu finden, die am öffentlichen Diskurs für europäische Ohren verständlich teilnehmen können sowie mit den entsprechenden Mechanismen der Medien vertraut sind.

VI. Solidarität mit Christen in islamischer Welt. Christen sind von ihrem religiösen Auftrag her gehalten, an einer friedliebenden, toleranten, achtsamen und gerechten Gesellschaft zu arbeiten. In Österreich sind sie so solidarisch mit der muslimischen Minderheit. Christen sind aber auch zur Solidarität mit Christen verpflichtet, die in islamisch geprägten Ländern leben und dort keine Gerechtigkeit oder ausreichende Lebensmöglichkeit erfahren. Christen können dies im christlich-islamischen Gespräch in Österreich nicht aussparen.

Zusammenfassung der Thesen, die der Autor bei der Wiener Konferenz "Islam in Europa" formuliert hat.

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