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Bestimmt wollen Sie keine Glosse über Weihnachten lesen. Und ich will ja auch gar keine schreiben. Mir geht es um einen Boykott. Einen Boykott kann man aber leider nicht ausrufen, ohne dessen Objekt beim Namen zu nennen. Bitte mich nicht falsch zu verstehen: Ich mag Weihnachten. Ich mag den Advent, mit allem, was dazugehört, vom Adventkranz bis zu den Vanillekipferln. Deshalb bin ich dafür, mit der Weihnachtsüberdosis, die paradox zur Weihnachtsverdünnung führt, Schluss zu machen.

Der erste Adventsonntag ist heuer der 3. Dezember, ein kurzer Advent, drei Wochen, weil der Heilige Abend auf einen Sonntag fällt. Am Wochenende nach Allerheiligen hat man in der Mariahilfer Straße mit der Montage der Weihnachtsbeleuchtung begonnen, zugleich fand eine Invasion roter Zipfelmützen und styroporbestäubter Tannenbäumchen in der Fernsehwerbung statt. Das bedeutet: sieben Wochen Vorweihnachtszeit. Sieben Wochen weihnachtende Gehirnwäsche, Augenwäsche, Ohrenwäsche. Weihnachtsumnachtung.

Amerika kann nichts dafür. In New York jedenfalls wird der große Christbaum vor dem Rockefeller Center erst Ende November illuminiert, erst dann werden auch die Auslagen dekoriert. Gewiss packt die heilige Weihnachtswut angesichts des verfrühten Schnee-und Jingle-Bell-Berieselns auch andere. Aber zu derlei werden naturgemäß keine Umfragen durchgeführt. Die Macht des Konsumenten liegt darin, nichts zu kaufen. Nicht vor dem Advent. Drei, vier Wochen reichen ja völlig aus, um ein paar Dinge zu besorgen. Kaufen die Leute wirklich doppelt so viel ein, wenn sie doppelt so viel Zeit haben? Soll ich auf die Selbstbeschränkung meiner Mitkonsumenten setzen oder doch lieber auf regulatorischen Furor à la Platon und Ursula Stenzel? Ich träume von einem EU-weiten Werbeverbot: Auch Passivweihnachten macht krank.

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