Christus in Öl

19451960198020002020

"Hans Fronius und Oberösterreich" im Stift St. Florian.

19451960198020002020

"Hans Fronius und Oberösterreich" im Stift St. Florian.

Werbung
Werbung
Werbung

Immer, wenn das Stift St. Florian bei Linz seine Pforten noch weiter als sonst öffnet, um - wie in diesem Fall - anläßlich des 10. Todestages 1998 des Künstlers zu einer Sonderausstellung "Hans Fronius und Oberösterreich" einzuladen, dann ahnt der interessierte Besucher bereits, daß aus Vorfreude mit Recht Begeisterung wird. Erneut wird der Betrachter mit den verschiedenen Christusdarstellungen konfrontiert. So reitet zum Beispiel auf einem in Rot- und Grautönen gemalten Ölbild ein sehr aufrecht sitzender Jesus in Jerusalem ein. In seinem - trotz der ihm huldigenden Menge - distanzierten Gesichtsausdruck spiegelt sich die Erkenntnis wider, wie schnell Jubel in Verspottung und Kreuzigung umschlagen kann.

Auch eine Gegenüberstellung von Pilatus und Christus bleibt im Gedächtnis: Ein sehr diesseitsbezogener Pilatus blickt hilflos-argwöhnisch auf einen überlegen wirkenden schmalen Jesus, dessen Reich so offenkundig nicht von dieser Welt ist. Ein Jahr vor seinem Tod malte Fronius aber auch in vorherrschenden grellen Rot- und Gelbtönen einen nur an einem Seil baumelnden Christus, der, alles Leid der Welt auf sich nehmend, in das Nichts geworfen scheint. Das Kunstwerk trägt den Titel "Kreuzabnahme", die Erlösung scheint noch weit.

Die anderen beiden Schwerpunkte dieser Schau dokumentieren die persönlichen Beziehungen, die Fronius zu Oberösterreich hatte: Einerseits durch innige Freundschaften, andererseits durch die künstlerisch fruchtbare Auseinandersetzung mit oberösterreichischen Städten und Landschaften.

Auch Fronius läßt sich in die Reihe der Künstler einordnen, denen die Begegnung mit Kubin zu einem Schlüsselerlebnis wurde. Treffende Kubinporträts und andere Erinnerungsstücke beweisen dies. Bei seinen Besuchen in Zwickledt lernte Fronius auch den Wernsteiner Pfarrer Samhaber kennen. Bei dem Kunstsammler Samhaber wiederum entdeckte der spätere Gründungsvater der "Neuen Galerie Linz", Wolfgang Gurlitt, Fronius Werke, die er sehr bald ausstellte. Diesem Beispiel folgten viele andere oberösterreichische Galerien und Museen.

Weiters vermittelte Gurlitt den Kontakt zu dem damaligen Kulturredakteur der "Oberösterreichischen Nachrichten", Herbert Lange. Lange ermöglichte Fronius, die Zeitung mit Illustrationen aufzulockern. Durch in Vitrinen aufliegende Kunstkritiken, Skizzen, Briefe, Theaterprogramme, Zeitungs- und Ausstellungsberichte kann der Betrachter diese befruchtenden Kontakte nachvollziehen.

Fronius ist auch ein Meister in der bildlichen Darstellung von Kälte, bei der Betrachtung der düster gezeichneten Aulandschaften ist das Frieren inbegriffen. Große Wärme aber erfüllt den Besucher, wenn er sich mit den Hintergründen des Projekts "Hans Fronius und Oberösterreich", eine Ausstellung und eine Aufarbeitung beschäftigt: Der unermüdliche Ausstellungsorganisator, Stiftsdechant Ferdinand Reisinger würdigt ausgiebig Frau Christin Fronius, die den Bezug des Künstlers zu Oberösterreich nach dessen Tod weiterführte.

Bis Oktober

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung