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Auch die Admonter Mönche folgen dem Lebens- und Tagesablauf der Regel des hl. Benedikt: Ein altehrwürdiges Lebenskonzept, das heute noch gültig ist.

Fünf Uhr dreißig. Mehr oder weniger dezente Musik aus dem Lautsprecher des Radioweckers holt mich aus dem Land der Träume. Ehrlich gesagt: manchmal ist es gar nicht so einfach, um diese Zeit aufzustehen, selbst, wenn man sich über Jahre hinweg daran gewöhnt hat. Heute aber lohnt es sich wieder einmal besonders: Ein Blick aus meinem Fenster zeigt mir die Gesäuseberge und den Großen Buchstein in ein wunderschönes Morgenlicht gehüllt. Nach elf Jahren in Admont hat dieses Naturschauspiel für mich noch immer etwas tief Beeindruckendes, Faszinierendes an sich. Zugleich erfüllt mich die Schönheit unserer Landschaft, das herrliche Ambiente unserer Berge, die Admont von allen Seiten umgeben, immer wieder aufs Neue mit einem Gefühl von Dankbarkeit. Die Zeitansage setzt meinem Staunen ein abruptes Ende: Schön langsam wird es Zeit, dass ich mich für das gemeinsame Chorgebet vorbereite.

Die erste Aufgabe

6 Uhr. Vom Turm läutet die Glocke den "Angelus", den Engel des Herrn, den jeder von uns Mönchen noch auf seinem Zimmer betet. Erst die kleine Chorglocke ruft uns um 6 Uhr 10 in die Chorkapelle unseres Klosters, wo wir gemeinsam das kirchliche Morgengebet, Vigil und Laudes, rezitieren. Ruhig und meditativ fließen die Psalmverse wie in Wellenbewegungen dahin. Acht bis zehn Mönche sind wir meistens, die sich zum Gebet einfinden. Die anderen Mitbrüder sind entweder im Studium oder aber in den Pfarren, die wir betreuen. Mit ihnen allen fühlen wir im Haus uns gerade durchs Gebet verbunden. Unwillkürlich erinnere ich mich an eine der ersten Noviziatsstunden mit meinem "Magister" (Novizenmeister), unserem jetzigen Abt Bruno: "Die erste und vornehmste Aufgabe des Mönches ist das Gebet", so hat er es damals formuliert.

Mir persönlich ist das sehr wichtig geworden: Aus dem Gebet und der gemeinsamen Feier der Hl. Messe um sieben Uhr kann ich Kraft schöpfen für meine Arbeit, für alles, was der Tag bringt. Durch die Gebetszeiten wird der Tag gegliedert; es sind kleine Haltepunkte, Zeiten des Still-Werdens, die mir helfen, das wirklich Wesentliche nicht aus dem Blick zu verlieren. Das Gebet und unsere benediktinische Spiritualität sollen sollen all unser Tun durchdringen und prägen.

7 Uhr: Gemeinsames Frühstück im Refektorium, dem Speisesaal. Ein schöner, frisch renovierter Raum, eine gemütliche Atmosphäre: allen ist es sehr wichtig, dass jeder sich wohl fühlt. Auch die Mitbrüder, die aufgabenbedingt auswärts leben müssen, sollen gerne immer wieder ins "Vaterhaus" kommen.

Inzwischen ist es 8 Uhr; der Arbeitsalltag beginnt. Er wird nur vom Mittagsgebet und -essen um 12 Uhr 20 sowie einer anschließenden kurzen Erholungszeit mit Kaffee, Rekreation genannt, unterbrochen. Arbeit gibt es schließlich in einem Kloster immer (mehr als) genug:

Benediktiner zeitgemäß

Durch die Jahrhunderte hat sich Admont zu einem seelsorglichen, kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum in der Obersteiermark entwickelt. Über unseren Aufgabenbereichen und Aktivitäten steht das Wort des Ordensvaters Benedikt von Nursia, dass in allem Gott verherrlicht werden soll. So versuchen wir etwa, im seit dem 17. Jahrhundert bestehenden Stiftsgymnasium nicht nur die nötige Allgemeinbildung zu vermitteln, sondern ihnen unter zeitgemäßer Fortsetzung der benediktinischen Bildungstradition christliche Werte näher zu bringen.

Fünf Mitbrüder sind im Unterricht und in der Leitung der Schule eingesetzt. Als eines der wenigen Gymnasien in der Steiermark bieten wir auch einen humanistischen Zweig mit Altgriechisch an. In enger Verbindung mit dem Gymnasium wird seit letztem Jahr der sogenannte "Lehrgang Ennstal" geführt, der Absolventen höherer Schulen eine einjährige praxisorientierte Ausbildung mit den Schwerpunkten Technologie, Wirtschaft, Information und Praxis in Betrieben bietet.

Große Bedeutung hat für uns die Seelsorge, die wir in den 26 unserem Kloster anvertrauten Pfarren ausüben. Viele davon sind schon seit Jahrhunderten mit Admont verbunden. Zur Zeit sind 13 Mitbrüder in erster Linie in diesem Bereich tätig.

Daneben ist für Oktober die Eröffnung eines "Hauses der Begegnung" in der Grazer Johann-Fux-Gasse als Zentrum benediktinischer Spiritualität und Seelsorge vorgesehen. Ausschlaggebend für die Gründung dieses Hauses war die Feststellung, dass in einer sich verändernden Zeit an die Seelsorge neue Anforderungen erhoben werden.

Das Haus soll eine adäquate Form des seit über 900 Jahren geübten Dienstes der Admonter Benediktiner an den Mitmenschen darstellen und ein Bindeglied zwischen Kloster und Stadt bilden. In Fortführung unserer schulischen Arbeit im Admonter Stiftsgymnasium ist es uns ein Anliegen, Studierende seelsorglich zu betreuen und ihnen Hilfe und Unterstützung auf dem Weg ihrer Gottsuche zu geben; ebenso wollen wir auch den in der Gegend ansässigen Alt-Admontern ein Begegnungszentrum bieten. Einige Studenten sollen darüber hinaus bei uns in einem engeren Sinn "Heimat" finden, weshalb im unteren Bereich des Hauses acht Studentenwohnungen zur Verfügung stehen werden.

Zu den genannten Aufgaben kommen noch vielfältige innerklösterliche, zum Beispiel die beiden sehr wesentlichen Bereiche der Liturgie und der Gästebetreuung. In der Regel unseres Ordensvaters Benedikt wird ihnen viel Aufmerksamkeit gewidmet: So weist er ausdrücklich darauf hin, daß dem Gottesdienst nichts vorgezogen werden dürfe und gibt detaillierte Anweisungen für die Durchführung der einzelnen Gebetszeiten. Und über die Gäste schreibt er, sie sollen aufgenommen werden wie Christus und mit viel Aufmerksamkeit umsorgt werden.

Admont goes PR

Seit etlichen Jahren verstärken Admont die kulturellen Aktivitäten. Zu diesem Zweck wurden ein eigenes Kulturressort und eine PR-Abteilung eingerichtet, die in Zusammenarbeit mit uns Ausstellungen durchführen, Publikationen herausgeben, ein Konzept für den Ankauf moderner Kunst entwickeln und Konzerte und Lesungen organisieren. Durch dieses kulturelle Engagement möchten wir Zeugnis geben von Christus und seinem Evangelium und für den Glauben und das monastische Leben interessieren.

Oft werde ich gefragt, ob wir Mönche eigentlich noch selbst "Hand anlegen" und körperlich arbeiten, zum Beispiel in der Land- und Forstwirtschaft oder der Küche. Die Antwort überrascht die Besucher. Schon lange können wir es nicht mehr, aus den verschiedensten Gründen. Unsere Gemeinschaft ist trotz einiger Eintritte in den letzten Jahren mit momentan 26 Mitgliedern zu klein, und die Mitbrüder haben keine entsprechende Ausbildung.

Groß-Arbeitgeber

Was zunächst bedauerlich zu sein scheint, birgt bei näherem Hinsehen aber auch Vorteile. Das Stift Admont mit all seinen Bereichen ist einer der größten Arbeitgeber in der ganzen Region. Über 1.000 Mitarbeiter sorgen dafür, dass "der Betrieb" aufrecht erhalten werden kann. Mit Betrieb sind Zuschüsse unter anderem für die Seelsorge gemeint sowie die bauliche Erhaltung der dazugehörigen 26 Kirchen und Pfarrhöfe. Ebenso getragen werden muss die Schule mit ihren fast 800 Schülern und 80 Lehrern. Viele weitere Bereiche verdienen genannt zu werden, zum Beispiel ein Altenpflegeheim, Essen auf Rädern und andere soziale Aktivitäten. Nicht vergessen werden darf das bereits erwähnte kulturelle Engagement und die Unterstützung finanziell schwächerer Klöster.

Ein großer Teil der Mitarbeiter sind in der STIA und DANA tätig. In erster Linie werden in diesen Firmen Holzfußböden und Türen hergestellt. Darüber hinaus gehören noch einige kleinere Betriebe zum Kloster Admont. Verbunden mit dem Engagement des Stiftes in der Wirtschaft ist zugleich eine große soziale Verantwortung, denn hinter fast jedem Arbeiter steht zugleich eine Familie. Zahlreiche fremde Unternehmen erhalten zusätzliche Aufträge durch das Stift und das in einer wirtschaftlich angespannten Situation.

Doch zurück zum Tagesablauf: Um 18 Uhr versammeln sich die Mönche wieder zum Abendessen im Refektorium, an das um 18 Uhr 30 das Abend- und das Nachtgebet, Vesper und Komplet, anschließen. Nach vollbrachter Arbeit dürfen wir vor Gott zur Ruhe kommen, dankbar den Tag hinter uns lassen und alles in die Hände des Schöpfers legen.

Typisch Admont

".... ut in omnibus glorificetur Deus - damit in allem Gott verherrlicht werde". Diesen Auftrag gibt der hl. Benedikt seinen Mönchen. Ein Auftrag, der unser Kloster durch die Jahrhunderte geprägt hat und immer noch prägt. Als kürzlich ein Redakteur im Zusammenhang mit Admont von einem "Admonter Gefühl" schrieb, das seinen Aufenthalt bei uns bestimmt habe, schoss mir der Gedanke durch den Kopf: "Was kann er damit meinen?" Ich kam zur Überzeugung, dass es genau diese typisch Admonter Ausprägung einer benediktinischen Lebenseinstellung ist: In allem versuchen wir Gott zu verherrlichen. Durch unser Beten und die Feier der Liturgie, durch unsere Arbeit, die Gästebetreuung und die kulturellen Aktivitäten. All unsere Kunstschätze und Sammlungen, unsere Messgewänder und Kelche, unser schönes und ständig irgendwo in Umbau befindliches Kloster sollen dem Lobe Gottes dienen.

Und nicht zuletzt natürlich unsere berühmte, 200.000 Bände umfassende Bibliothek, deren Prunksaal nach wie vor der größte klösterliche Bibliothekssaal der Welt ist. Wenn man ihn in einem ruhigen Augenblick betritt und ihn auf sich wirken lassen kann, ist man fasziniert von seiner Würde und Eleganz, von seiner Schönheit und Majestät; zugleich spürt man aber auch die Lebensfreude und Fröhlichkeit, die er atmet. Und es ist genau diese herzliche und fröhliche Atmosphäre, die mich schon vor meinem Eintritt in Admont sehr beeindruckt und meinen Entschluss, Mönch zu werden, mit gefestigt hat: das "Admonter Gefühl": "damit in allem Gott verherrlicht werde!"

Der Autor ist Benediktinerpater im Stift Admont. Für diesen Beitrag wurde ein Druckkostenzuschuss geleistet.

Informationen: www.stiftadmont.at

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