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Jüdisches Museum Wien setzt Ausstellungsserie "Musik des Aufbruchs" mit Eric Zeisel fort.

Hollywood sei eine Art Floridsdorf von Los Angeles, rümpfte Arnold Schönberg seine Nase über die us-Filmmetropole. Einen anderen Wiener Stadtteil bemühte Eric Zeisl, um die amerikanische Traumfabrik zu charakterisieren: "Schein-Heiligenstadt". Wie Schönberg hatte es diesen Wiener Komponisten auf der Flucht vor den Nazis ins Exil nach Kalifornien verschlagen. Die Ausstellung "Endstation Schein-Heiligenstadt" im Jüdischen Museum Wien schildert exemplarisch ein Emigrantenschicksal und eröffnet damit einen Einblick in die Welt der Exileuropäer, die während des Zweiten Weltkrieges in der Hoffnung auf ein Auskommen in Los Angeles Zuflucht gefunden hatten. Damals las sich das Telefonbuch der kalifornischen Großstadt wie ein Verzeichnis österreichischer und deutscher Berühmtheiten, nicht nur aus der Musikszene.

Der 1905 als Erich Zeisl geborene Sohn eines jüdischen Kaffeehausbesitzers hatte sich im Österreich der 1930er Jahre einen Namen vor allem als Liedkomponist gemacht, musste aber nach dem Novemberpogrom 1938 aus Wien fliehen. Er war einer jener nicht unbedeutenden Vertreter einer gemäßigten musikalischen Moderne, die von den Nazis vertrieben und vom Musikbetrieb nach 1945 ignoriert wurden.

Wie viele andere Musiker und Komponisten erhoffte er sich nach seiner Ankunft in den usa Arbeit in der blühenden us-Filmindustrie. Eine Karriere wie Erich Wolfgang Korngold, der als Filmkomponist mit zwei Oscars ausgezeichnet wurde, war jedoch nur wenigen beschieden - zu unvereinbar waren hochgestochene künstlerische Ambitionen mit den Anforderungen der Filmindustrie. So arbeitete Zeisl zwar an der Musik zahlreicher Filme mit (unter anderen "Bataan" und "The postman always rings twice"), brachte es aber nie zur namentlichen Nennung im Vorspann. Wie viele andere emigrierte Komponisten, die in Hollywood nicht Fuß fassen konnten, hielt er sich nach dem Krieg als Musiklehrer über Wasser.

Die meisten Emigranten waren innerhalb der amerikanischen Gesellschaft total isoliert. Da es keine Informationsbörsen und öffentliche Treffpunkte für Künstler und Intellektuelle gab, wie es die Kaffeehäuser in Wien, Berlin und Budapest gewesen waren, entwickelte sich innerhalb der Emigrantengemeinde schnell eine Art mitteleuropäische Salonkultur: Man traf sich auf so genannten Partys, tauschte Gedanken und Apfelstrudelrezepte aus. So kamen sich im Exil auch Leute näher, die sich zu Hause nicht einmal zugenickt hätten - etwa Schönberg und sein Erzfeind, der Kritiker Julius Korngold. Zeisl pflegte enge Kontakte zu Erich Wolfgang Korngold, Alma Mahler-Werfel, Lion Feuchtwanger, Hanns Eisler und Igor Strawinsky. Seine Tochter heiratete den Sohn Schönbergs.

Als Eric Zeisl 1959 verstarb, hatte sich die Emigrantengemeinde in Los Angeles längst aufgelöst. Die "Hexenjagd" des Senators Joseph McCarthy hatte einige führende Köpfe erneut ins Exil getrieben, wer seinen Namen auf einer der berüchtigten "schwarzen Listen" wiederfand, hatte Berufsverbot. Etwas vom wenigen, was von den Emigranten geblieben ist, ist die unüberhörbar mitteleuropäische Note der klassischen Filmmusik Hollywoods.

Endstation Schein-Heiligenstadt Eric Zeisls Flucht nach Hollywood

Jüdisches Museum Wien

Dorotheergasse 11, 1010 Wien

www.jwm.at

Bis 26. 3. So-Fr 10-18, Do 10-20 Uhr

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