Das bösartige Tier Mensch

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Der eine kannte den renommierten brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado bislang nur privat. Wie ein Superheld mag er ihm als Kind vorgekommen sein, wenn er zwischen den ausgedehnten Reisen einmal daheim war, heißt es in "Das Salz der Erde", mit dem Juliano Ribeiro Salgado in die Arbeitssphäre seines Vaters eintauchen will.

Der andere wiederum ist Wim Wenders. Seit mehr als 20 Jahren, schwärmt die deutsche Regiegröße, hingen über seinem Schreibtisch zwei Fotos, die Salgado gemacht habe; jetzt, im Rahmen des Dokumentarfilms, lerne er deren Urheber kennen.

Was die Präsenz in dieser Gemeinschaftsarbeit angeht, so kommentiert sich Wenders aus dem Off zum knappen Zweiten hinter Salgado selbst. Effektvoll packen die Regisseure den Künstler in eine Glasprojektions-Anordnung, um ihn über seine Werke reflektieren zu lassen, während er hinter diesen sichtbar wird. Angereichert mit Archivmaterial und Aufnahmen vom jüngsten Projekt, wird der Weg in eine Sackgasse nachvollzogen.

Brennpunkte der 1980er- und 1990er-Jahre

Die Chronologie drängt den sozialen Reportagefotografen Salgado zu den Brennpunkten der 1980er- und 1990er-Jahre: Äthiopien, Ruanda, Mali, Bosnien. Er erstellt eine Archäologie des Industriezeitalters, ist bei den Löscharbeiten auf den Ölfeldern Kuwaits dabei. Unweigerlich stellt sich eines Tages die Frage, ob es Sinn macht, über den Mensch, das "bösartige, schreckliche Tier" zu arbeiten. "Mitgefühl" heißt der Kern, um den "Das Salz der Erde" letztlich kreist. Der Film käme mit weit weniger Wenders aus, bei seinen beiden wesentlichen Aktivposten machte er aber alles richtig: Den Fotos gibt er reichlich Raum zu wirken, und Salgadonicht nur mit der Kamera ein Poet - jenen zu philosophieren.

Das Salz der Erde (Le sel de la terre)

F 2014. Regie: Juliano Ribeiro Salgado, Wim Wenders. Thimfilm. 109 Min.

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