Das "Buch der Bücher" erobert Messe und Markt

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Sie heißen Cybook, iLiad und Jet Book, sind so groß wie Taschenbücher, ebenso leicht und handlich, und fassen einige hundert Bücher. Verleger, Buchhändler und Autoren reichten bei der Leipziger Buchmesse die neuen E-Books von Hand zu Hand, während Experten die einzelnen Geräte vorführten - allen voran den Sony Reader, zum Messeauftakt als "Buch der Bücher" auf den deutschsprachigen Markt gebracht. Mit einem Bildschirm von sechs Zoll und 260 Gramm ist der "Reader" in etwa so schwer wie ein etwas dickeres Taschenbuch. Für 299,- Euro verkauft die Buchhandelskette Thalia die Lesestation - mit flimmerfreiem Bildschirm und einem Schwarz-Weiß-Kontrast, beinahe so gut wie bei bedrucktem Papier. Mit einer Akkuladung kann man über 6000 Seiten umblättern, und die Schrift lässt sich beliebig vergrößern, was bei Lesern mit Augenproblemen den Kaufanreiz erhöhen dürfte.

"Das E-Book wird die Verlagswelt ziemlich durcheinanderwirbeln", glaubt Ronald Schild, Internet-Experte beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Frankfurt. Er hat beim Dachverband der deutschen Buchbranche eine zentrale Online-Plattform für Bücher aufgebaut: "libreka!", ein offenes Format, das über 100.000 Bücher deutschsprachiger Verlage im Volltext anbietet.

Die Frage ist: Wer wird sie lesen? Mit Bücherprofis wie Lektoren und Jurymitgliedern allein ist wohl kein Geschäft zu machen - eher schon mit Reisenden, die es leid sind, schwere Bücherkoffer durch die Welt zu schleppen. Gewonnen hat das E-Book aber erst dann, wenn es als "cool & chic" gilt. Laut einer aktuellen Umfrage wollen sich heuer jedenfalls 2,2 Millionen Deutsche ein elektronisches Lesegerät zulegen.

Einen kräftigen Schub erwartet man sich vom Auftritt des Kindle auf dem deutschsprachigen Markt. In den USA gibt es das Lesegerät von Amazon bereits seit 2007. Kindle kann, anders als der Sony-Reader, die Bücher ohne Umweg über den PC aus dem world wide web holen - allerdings nur von Amazon selbst. Und während es hierzulande kryptisch heißt, die Voraussetzungen für einen deutschen Kindle seien noch nicht erfüllt, setzt man in den USA neuerdings auf den neuen Kindle für Apples i-Phone.

Neue Textformen, neue Techniken und viele neue Fragen, die sich auftun - von der Preisbindung bis zum Kopierschutz. Der Dachverband der deutschen Buchbranche will von den (leidvollen) Erfahrungen der Musikindustrie lernen, die seit Langem vergeblich versucht, Raubkopien zu verhindern. Ein harter Kopierschutz macht jedoch die Systeme auf der anderen Seite weniger benutzerfreundlich.

Weitere Probleme wurden ebenfalls schon ausgemacht: Der Buchgeruch fehlt. Und: Das Signieren wird wohl auch nicht klappen.

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