Das drahtlose Mini-Rückenmark

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Als "heiliger Gral" der Biomedizin gilt derzeit eine Vorrichtung, die gerade einmal drei Zentimeter misst und hauchdünn ist. Das kleine Gerät bedeutet große Hoffnung für gelähmte Patienten - denn es verspricht, Gliedmaßen allein mit der Kraft der Gedanken steuern zu können. Hinter der Entwicklung dieses "bionischen Rückenmarks" stehen australische Forscher, deren wegweisende Arbeit kürzlich im Fachjournal Nature Biotechnology publiziert wurde. Gedankenkontrolle über elektronisch gesteuerte Gliedmaßen ohne Operation am offenen Gehirn zu erreichen, war die ursprüngliche Idee des Projekts, berichtet Thomas Oxley, Neurologe am Royal Melbourne Hospital. Was bis jetzt nur an Schafen getestet wurde, soll nächstes Jahr erstmals an Menschen erprobt werden. Am Hals der Patienten wird ein kleiner Schnitt gemacht, um einen Katheter mit dem "bionischen Rückenmark" über die Blutgefäße ins Gehirn zu schleusen. Dort wird es über jenem Areal der Gehirnrinde platziert, wo die Nervenimpulse für Muskelbewegungen ihren Ursprung haben. Das Mini-Rückenmark übersetzt diese Impulse via Bluetooth-Funk in Signale für die Arme der Patienten. Signalempfänger ist ein elektronisches Implantat in der Schulter, das die Bewegungen steuert.

Für die Patienten bedeutet dies, zunächst einmal so denken zu lernen, dass die richtigen Impulse im Gerät ankommen. Aber nach einer Phase der Einübung soll die Signalübertragung wie unbewusst funktionieren, so die Ärzte. Die Marktreife ihrer Erfindung wird für 2022 erhofft.

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