Das drohende 2000-Chaos

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Nicht nur Computer, auch Geräte wie der Videorecorder und Mikrowellenherd könnten mit dem Jahr 2000 Probleme habe.

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Nicht nur Computer, auch Geräte wie der Videorecorder und Mikrowellenherd könnten mit dem Jahr 2000 Probleme habe.

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Wie können zwei Ziffern die ganze Welt ins Chaos stürzen? Sie können, daran zweifelt niemand, der sich ernsthaft mit dem Jahr-2000-Problem beschäftigt.

Die Ursache des Problems liegt im zweistelligen Abspeichern des Datums, wie es bei älteren Computern üblich war. Um Speicherplatz zu sparen begnügte man sich mit 99 anstelle von 1999. Das fällt uns zum Jahreswechsel auf den Kopf. Nach 99 kommt dann 00, und das interpretieren die meisten Programme falsch: als 1900, manchmal überraschenderweise auch als 1980 oder als Spezialcode, etwa für unbekanntes Datum oder ähnliches.

Vollcomputerisiert wie wir heute sind, wird das mit Sicherheit Probleme machen. Viele Identifikationsnummern beinhalten eine Jahreszahl oder ein Datum, etwa die Sozialversicherungsnummern, Matrikelnummern, oft auch Rechnungsnummern. Und damit ist das Jahr-2000-Problem kein reines Computerproblem mehr, es betrifft uns alle.

Fallstudien der amerikanischen Kommunikations- und Technologieforscher Lisa Marshall und Lloyd Rainers sprechen von ernsten Systemausfällen. Hat sich aber die Welt darauf eingestellt und die dementsprechenden Lösungen parat, läuft die Wirtschaft innerhalb von 18 Monaten wieder auf vollen Touren.

Im schlimmsten Fall gerät die wirtschaftliche und soziale Infrastruktur der ganzen Welt, vor allem aber der Industriestaaten, weit über ein Jahrzehnt ins Trudeln.

Das unheimliche am "Y2k-Problem", so die internationale Abkürzung für Jahr-2000-Problem, ist, daß niemand genau vorhersagen kann, was wirklich passieren wird. Unberechenbar sind daher auch die "embedded systems". Das sind elektronische Chips mit Rechnerfunktion, die sowohl das Rechenwerk als auch den Programmspeicher fix auf einem Chip gebrannt haben und in vielen Anwendungen eingesetzt werden. Sie sind fast überall im täglichen Leben zu finden, wobei Probleme zum Glück nur jene bereiten, die datumsbasiert sind und komplexere Funktionen ausüben. Beispiele für "eingebettete Systeme" sind: Mikrowellenherd, Videorecorder, Alarmanlagen, Fahrstuhlsteuerungen, Faxgeräte, Signalanlagen, Funkuhren, Flugzeuge, Telefonanlagen, Bankomaten, Medizintechnik, Waffensysteme, Satelliten...

Ohne Strom läuft heute nichts mehr. Sogar Heizungen mit anderen Brennstoffen brauchen oft Strom damit sie funktionieren, Tankstellen können ohne Strom kein Benzin zapfen. Wasser wird über elektrische Ventile und Pumpen weitergeleitet. Ein Ausfall, wenn auch nur kurzfristig, hat Auswirkungen von der elektrischen Zahnbürste bis hin zur Wasserversorgung einer ganzen Stadt. Den Bemühungen der Elektrizitätswirtschaft zur Vermeidung des "Millenium Bugs" kommt daher besondere Bedeutung zu.

"Die Vorbereitungen auf das Jahr-2000-Problem wurde im Bereich der österreichischen Elektrizitätswirtschaft bereits im Jahre 1996 eingeleitet, und sie werden derzeit weiter vorangetrieben", sagt Gerhard Bartak, stellvertretender Geschäftsführer des Verbandes der Elektrizitätswerke Österreichs (VEÖ). Mit einem Abschluß der Vorsorgemaßnahmen wird Mitte dieses Jahres gerechnet.

Aufgrund der getroffenen Maßnahmen werde es zu keinem Blackout, verursacht durch das Y2k-Problem kommen, ist auch Max Stockinger, Präsident des VEÖ, überzeugt. Es gibt daher nach Ansicht der österreichischen Elektrizitätswirtschaft keinerlei Anlaß für Panikmache oder überzogene Besorgnis.

Keineswegs vom Tisch sind damit einschlägige Probleme in Anlagen und Geräten der Stromkunden. Doch wie damit umgehen? Dazu Tips aus dem Buch "Das Jahr-2000-Problem": Steckende Aufzüge?

Machen Sie ein Liste aller Geräte, die betroffen sein könnten. Dabei dürfen Steuer- und Regelungsgeräte (Heizung, Klimaanlage, Feuermelder, Alarmanlage, Aufzug...) nicht vergessen werden, auch wenn die Datumsinformation nicht offensichtlich ist. Brandmeldeanlagen können eine interne Uhr zur Protokollierung des Zeitpunkts der Feuermeldung haben.

Schauen Sie in den Bedienungsanleitungen nach, ob Angaben zum Jahr 2000 gemacht wurden. Bei Unklarheiten wenden Sie sich an den Händler oder Erzeuger des Gerätes.

Von einem Test der Geräte wird abgeraten. Dies könnte zu sofortigen und nicht mehr behebbaren Problemen führen.

Wurde ein Y2k-Problem geortet, gibt es drei Möglichkeiten damit umzugehen: In einigen Fällen, wo das konkrete Jahr keine Rolle spielt, kann das Datum um einige Jahre zurückgestellt werden. Man tut einfach so, als wäre statt 1999 erst 1989. Das Problem ist damit aber lediglich aufgeschoben.

Vielleicht gibt es für das betreffende Gerät ein "Update" oder eine andere Möglichkeit es Y2k-tauglich zu machen? Ansprechpartner ist auch hier der Fachhandel oder die Herstellerfirma.

Die dritte Möglichkeit ist, das Gerät einfach zu ersetzen. Noch ist einige Monate Zeit, doch der Countdown läuft.

Literaturhinweis: "Das Jahr-2000-Problem", Von Thomas Klaghofer, Dieter Preiner, Peter Purgathofer, Rudolf Vymazal. Von Herausgeber und Verleger: Engagierte ComputerexpertInnen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Gestaltungs- und Wirkungsforschung, TU Wien, 1998/99, 75 Seiten, öS 75,

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