Das Ende der Anti-Euro-Stimmungsmache

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Er lief teilweise ab wie eine Schmierenkomödie, bleibt aber dennoch der mit Abstand wichtigste Schritt für die wirtschaftliche Zukunft Europas seit der Gründung der EWG: Der Euro-Gipfel in Brüssel. Daß mit England ausgerechnet ein Land, das beim Euro nicht mitmachen will, den Vorsitz bei der entscheidenden Sitzung zur Einführung des Euro und zur Bestellung des ersten Chefs der neuen Europäischen Zentralbank (EZB) turnusmäßig inne hatte, war wohl keine gute Voraussetzung für ein Engagement, das erforderlich gewesen wäre, um die politisch zweifellos heikle Situation mit Glanz und Glorie zu bewältigen.

Dennoch: Die notwendigen Entscheidungen sind rechtzeitig gefallen, der Euro-Fahrplan kann eingehalten werden. Die Halbzeit-Lösung für das Amt des EZB-Präsidenten könnte von österreichischen Provinz-Politikern erfunden worden sein - sie wird aber der Handlungsfähigkeit des fachlich unbestrittenen ersten Präsidenten, des Holländers Duisenberg, keinen Abbruch tun.

Meiner Einschätzung nach werden die Pannen und Eitelkeiten, die das Ergebnis des historischen Euro-Gipfels überschatteten, bald vergessen sein. Mit Stimmungsmache gegen den Euro wird nirgends, auch nicht hierzulande, auf Dauer Staat zu machen sein.

Auch wenn die wirklich großen Vorteile des Euro - kein Währungsrisiko innerhalb der elf Teilnehmer, keine wettbewerbsverzerrenden Abwertungen, Gegengewicht zum Dollar etc. - für die Mehrheit der Österreicher weniger greifbar als der Wegfall der Spesen beim Geldwechsel sind - sie spüren intuitiv, daß die Bildung einer derartigen Währungsunion etwas praxisgerechtes und nicht ein Existenzberechtigungs-Nachweis der Brüsseler Bürokratie ist. Die Erinnerung an die Zores der österreichischen Autohändler und Hoteliers mit den Diskontangeboten aus Italien nach der saftigen Lira-Abwertung zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit Italiens ist doch noch recht frisch.

Es spricht für den - von der Politik immer noch unterschätzten - wirtschaftlichen Hausverstand der Österreicher, daß sie derlei Wettbewerbsverzerrungen auch dann für Humbug halten, wenn sie selbst einmal davon profitiert haben.

Ich bin sicher: Wir werden den Euro nicht nur akzeptieren, sondern richtig mögen.

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