Das Gefängnis im Museum

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Im Lentos Kunstmuseum ist die erste österreichische Einzelausstellung des Briten Darren Almond zu erleben.

Die Kuratorin, Kritikerin und Autorin Stella Rollig, seit 1. Mai Direktorin des Lentos Kunstmuseum, begreift Kunst nicht nur als Herstellung von Artefakten (Bildern, Skulpturen, Fotos...), sondern auch als Produktion von kulturellem Wissen und Praktiken. Programmatisch hat sie den 1971 in England geborenen Künstler Darren Almond zu seiner ersten Einzelausstellung in Österreich geholt. Almond setzte in seiner Installation eine sehr nahe liegende Idee um: eine gesellschaftliche Institution - das Museum - spiegelt eine andere Institution, die etwa zur selben Zeit entstanden ist und in Linz eben ganz nahe liegt - das Gefängnis. Am Beginn steht eine (für Almonds Arbeiten charakteristische) überdimensionale digitale Uhr: als Betonung der Echtzeit, die die Museumsbesucher und die abwesenden Gefängnisinsassen teilen, aber auch als Indikator eines ganz anders erlebten Vergehens von Zeit. In der Oberfläche der Uhr spiegeln sich die Betrachter und werden so selbst zu einem Element der Installation. Durch audiovisuelle Medien kann man dann die Änderung des Lichtes in einer Gefängniszelle während des Tages erleben.

"Live Sentence" nennt Almond, der bereits durch Einzelausstellungen unter anderem in London, Berlin, Zürich, Amsterdam und New York hervorgetreten ist, seine Installation und spielt dabei mit der Doppeldeutigkeit des englischen Titels: "Live sentence" bedeutet das Urteil einer lebenslänglichen Strafe, während "live" auch die Echtzeit beziehungsweise die physische Anwesenheit bezeichnet. Die bedrohlichen Geräusche aus dem Gefängnisalltag werden zwar (aus Kostengründen) nicht live überspielt, sind aber "echt".

Am Ende der Installation steht die Reproduktion eines Frühwerkes der Fotogeschichte: Henry Fox Talbotts Blick aus einem Fenster von Laycock Abbey. Auch die Erfindung der Fotografie verläuft parallel zur Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft, ihrer Rechtspraxis und ihres Kunstverständnisses.

Hat man die Installation verlassen, steht man wieder vor den Bildern des Museums. Die Gefängnis-Geräusche sind noch immer zu hören; es lohnt sich, auf diese Weise sich als Museumsbesucher irritieren zu lassen. Man ist gespannt, was Stella Rollig noch alles vor hat. Für 2005 ist u.a. "Cultural Jamming" geplant - eine Ausstellung jener subversiven Strategien von Hochkunst und Populärkultur, mit denen Ikonen der Konsum- und Werbewelt "umgepolt" werden. Im zweiten Jahr seines Bestehens ist das von Peter Baum hervorragend aufgebaute Museum weit über Linz hinaus eine erste Adresse für neue Kunst.

DARREN ALMOND: "LIVE SENTENCE"

Lentos Kunstmuseum Linz

Ernst-Koref-Promenade 1, 4020 Linz

Tel. 0732/7070/3600

www.lentos.at

Bis 27. 9. Mi-Mo 10-18, Do bis 22 Uhr

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