Das Gespenst der Inflation poltert

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Die Zentralbanken des Euroraums, der USA, Großbritanniens und der Schweiz pumpen Geld in die Weltwirtschaft. Ein erfreuliches Signal, weil sich die großen Länder abgestimmt haben und nicht gegenseitig nur Schuld zuweisen. Aber schon poltert das Inflationsgespenst im Keller, wohin es für ein Jahrzehnt verbannt gewesen ist. Die Zentralbanken überschritten ihre Grenzen, das führe unweigerlich zu einer hohen Inflation, sagen stirnrunzelnd nicht nur deutsche Experten. Die Inflation liege jetzt schon bei drei Prozent. Geldpolitik und Fiskalpolitik müssten streng getrennt bleiben.

Das ist ein guter Rat für normale Zeiten. Aber es sind keine normalen Zeiten. Das Geld, das sich im Umlauf befindet, wird gehortet. Wenn jetzt die Zentralbanken Liquidität in die Wirtschaft pumpen, dann erhöhen sie nicht die Geldmenge, sondern stellen die "normale“ Geldmenge wieder her und beugen einer Kreditklemme vor. Für eine hohe Inflation müssen mehrere Bedingungen vorliegen, die alle nicht gegeben sind: hohe Nachfrage, unverantwortliche Lohnsteigerungen, untertänige Notenbanker (ein Widerspruch in sich). Ein vierter Grund sind hohe Rohstoff- und Energiepreise. Hier heißt das Gegengift Energiesparen.

Und die EZB muss noch mehr tun. Länder mit guter Wirtschaft wie Österreich zahlen für Staatsschulden schon fast vier Prozent Zinssatz. Die USA, Großbritannien, Japan - mit höheren Defiziten - zahlen ein bis zwei Prozent. Wenn dieser Wettbewerbsnachteil nicht bestehen bleiben soll, muss die EZB versprechen, im Notfall Staatspapiere zu kaufen, bis deren Zinssatz etwa unter vier Prozent fällt. Die Garantie der EZB Staatspapiere zu kaufen soll nur für Länder gelten, die glaubwürdige Konsolidierungs- und Wachstumsprogramme haben. Dann haben wir beides: Budgetkonsolidierung (mit Fokus auf Wachstum und Arbeitsplätze) und genügend Zeit, diese Programme durchzuziehen.

Der Autor ist Leiter des Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO

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