Das karierte Quadrat im Kopf

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Sehenswerte Dramatisierung von Stefan Zweigs "Schachnovelle" in Reichenau.

Nicht immer lässt sich Prosa akzeptabel auf die Bühne transferieren. Helmut Peschina ist es mit seiner Fassung von Stefan Zweigs "Schachnovelle" - einst mit Curd Jürgens und dem jungen Mario Adorf verfilmt - im Reichenauer Sommertheater geglückt. Regisseur Helmut Wiesner und Hauptdarsteller Joseph Lorenz haben das Ihre dazu beigetragen.

Schauplatz des Stückes - das Szenen aus der Gestapo-Haft des Wiener Anwaltes Dr. Bertram einblendet - ist ein Schiff, das 1938 von New York nach Buenos Aires fährt. Der Millionär McConnor fordert den an Bord befindlichen Schachweltmeister Mirko Czentovic zu einigen Partien heraus. Als Bertram hinzukommt, erst nur als Berater der Gruppe um McConnor, dann als alleiniger Gegner von Czentovic, gerät der scheinbar unschlagbare Champion plötzlich in Verlegenheit. Das simple Schlagen an ein Glas, das Bedienen der Schachuhr liefern erstaunlich dramatische Effekte.

Auf der mit großen Glaswänden eingerichteten Bühne (Peter Loidolt) zeigt der in Wien viel zu wenig beschäftigte Joseph Lorenz (Bertram), was er für ein grandioser Schauspieler ist. Sein Gesicht verzerrt sich einmal, bis es in seiner Nähe zum Wahnsinn dem berühmten "Schrei" von Edvard Munch ähnelt.

Die Gestapo wollte Bertram geistig aushungern. Eine lange stille Szene deutet es an. Doch ein gestohlenes Buch hat ihm geholfen, ohne Verrat von Geheimnissen die Haft und die Verhöre zu überstehen. Sein Kopf hat sich monatelang nur mit Schach befasst: mit 150 auswendig gelernten Meisterpartien und unzähligen weiteren nur gedanklich gespielten Partien.

Der wortkarge Jürgen Maurer (Czentovic), der komödiantische Toni Böhm (McConnor), der souveräne Rudolf Melichar (Hofrat Lorenz), der menschliche Alexander Lhotzky (Dr. Friedrich Hartl) sowie die in jeweils zwei Rollen gute Figur machenden weiteren Mitwirkenden - Therese Lohner, Bernd Birkhahn, Rainer Friedrichsen und Clemens Matzka - bilden ein starkes Ensemble, das von Lorenz aber zeitweise fast an die Wand gespielt wird.

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