Also doch kein zentraler Informationsdirektor. Das Wiener Landesstudio bleibt im Funkhaus. Frühstücksfernsehen startet im Frühjahr. Pius Strobl wird Sicherheitsbeauftragter. Und Alexander Wrabetz ist der Medienmanager des Jahres. Aktuell verdient er die Auszeichnung aber bloß für HyperVerkündigungsaktivität zu Beginn der Sedisvakanz. Dazu benötigt es auf dem Küniglberg nicht Tod oder Amtsverzicht -es genügt das nahende Ende der Funktionsperiode des ORF-Generaldirektors.
Die Chef-Kür für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als Konklave mit dem Ritus der Papstwahl zu vergleichen, grenzt an Blasphemie. Doch diese Übertreibung ist nicht größer als die Überhöhung des Postens zur vorrangigen nationalen Angelegenheit. Nur der Unterschied zwischen Volksentscheid und Politpackelei verhindert, dass eine solche Priorität der Parteien 2016 nicht Gemeingut wird. Neben der Wahl des Bundespräsidenten gilt ihnen jene des ORF-Generaldirektors als wichtigstes Jahresereignis.
Das ist weder in Deutschland noch in der Schweiz so, obwohl dort der öffentlich-rechtliche Rundfunk formal eine ähnliche Rolle wie in Österreich spielt. Die hiesige Aufblähung seiner Bedeutung entsteht durch stetigen Vorrang von Machterhalt gegenüber Medienpolitik. Das Beharren der Parteien auf Strukturen eines Staatsfunks bremst den ORF und seiner Mitbewerber. Denn die Entwicklung des Branchenprimus ist maßgeblich für alle Marktbegleiter.
Österreich bräuchte längst eine zeitgemäße nationale Medienordnung, um inmitten von Globalisierung und Digitalisierung zumindest Grundzüge seiner Identität zu erhalten. Diese Sachfrage bleibt auf der Strecke, wenn es 2016 nach dem UHBP vor allem um den UHGD geht. Doch unser Herr Generaldirektor kann ohne neue Rahmenbedingungen für den ORF nur machtlos dessen Weg ins Ausgedinge begleiten.
Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst
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