Das Kunstprojekt Nexus

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Die Bilddokumentation einer Initiative zur Förderung der urbanen Kommunikation in Linz.

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Das Linzer Ars Electronica Center, eine historische Stadtpfarrkirche, das bürgerliche Gasthaus Weinfassl, die progressive "Stadtwerkstadt", ein Seniorenheim und "Archimedia", eine Forschungseinrichtung der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung: Sie liegen auf engstem Raum beisammen, an einem kleinen Platz an der Donau, in Urfahr, in unmittelbarer Nähe der monumentalen, von den Nationalsozialisten errichteten Nibelungenbrücke. Zweimal im Jahr wird dort auch noch der Urfahraner Markt abgehalten. Urbane Vielfalt, zufällig-gleichgültiges Nebeneinanderleben oder Konfliktpotential? Wohl von allem ein wenig. Und abgesehen von den traditionellen zwei Wochen Jahrmarkt ein ruhiges, verschlafenes Fleckchen, wo die Anrainer ihren Tagesgeschäften nachgehen.

Ein Kunstprojekt mit dem sprechenden Namen "Nexus" hat sich den Platz genauer unter die Lupe genommen und versucht, mit einzelnen Aktionen die verschiedenen Institutionen in Beziehung zu setzen und ins öffentliche Leben einzubeziehen. Die Ergebnisse dieser Initiative sind zusammen mit Reflexionen zum Thema Kunst im öffentlichen Raum im gleichnamigen, von Monika Leisch-Kiesl und Johanna Schwanberg herausgegebenen Band nachzulesen. Am Donauufer lag etwa eine Schiffsskulptur von Ivan Kafka vor Anker, ein verrosteter rumänischer Lastkahn, ausgestattet mit etlichen Windhosen und Ziehharmonikaklängen von Otto Lechner. Im Park sonnten sich auf Werner Feiersingers überdimensionalen weißen Metallbetten zufällig vorbeikommende Passanten.

Im Stiegenhaus des Ars Electronica Centers und in einem Seitenraum der gegenüberliegenden Stadtpfarrkirche sprangen Glasscherben-Installationen der Japanerin Keiko Sato ins Auge, rund um das Gelände wurden Laternenpfähle mit Martin Waldes "Pitts" ausgestattet, mannshohen, grellorangenen, rugbyballförmigen Kunststoffskulpturen. Außerdem veränderten Videoprojektionen auf die Donau, beschriftete Windräder, mit Textbändern versehene Auslagenscheiben und eine Variation zum Thema "Bandltanz" das Alltagsbild des Platzes. Im Internet verknüpfte indessen Isa Rosenberger im "Hotel Nexus" virtuelle und gegenständliche Realität, während das Gasthaus Weinfassl ein dazupassendes "Menü Nexus" anbot.

Im Freien lockte einstweilen eine bunte Milchbar mit Drinks in schrägen Farben, um schließlich im Trubel des Urfahraner Marktes, dem "Ausklang" der Nexus-Projekte, zu verschwinden, und Bernard Bernatzik produzierte gemeinsam mit BewohnerInnen des Seniorenheimes experimentelle Hörspiele für Ö-Regional.

"Nexus" war ein Erfolg, rundum. Nicht zuletzt auf der Meta-Ebene der Kunst auf ihrem Wege aus dem Elfenbeinturm ins Alltagsleben. Die Institutionen waren tatsächlich miteinander in Beziehung getreten, Kunst hatte vielfältiger Kommunikation den Weg geebnet und gleichzeitig auf anschauliche Weise auf die Frage nach Sinn und Funktion von Kunst im öffentlichen Raum mehr als eine Antwort gegeben.

Nexus. Künstlerische Interventionen im Stadtraum. Herausgeber: Monika Leisch-Kiesl und Johanna Schwanberg. Springer Verlag, Wien 1999. 229 Seiten, brosch., 196 Bilder, zum Teil in Farbe, öS 298.- / e 21,66

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