Das kurze Glück vor dem Ende

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Wer Rittertum, Schwerter, Rüstungen erwartet, kommt derzeit im Wiener Volkstheater nicht auf seine Rechnung. Franz Grillparzers Historie "König Ottokars Glück und Ende" geht in der Inszenierung Georg Schmidtleitners den Weg, den heutzutage alle klassische Dramatik geht - den des modernen Regietheaters.

So werden in neuzeitlichen Kostümen (Birgit Hutter) Schusswaffen oder Kugelschreiber gezückt, man ist überrascht, was für Requisiten - vom Schaukelpferd bis zum Sprachrohr - auftauchen. Wenn der böhmische König Ottokar Hof hält, gleicht dies einer Aufsichtsratssitzung, Rudolf von Habsburg agiert wie ein moderner Politiker, zeitweise beherrschen Mikrofone und Fotografen die Szene.

Von solchen teils störenden, teils unnötigen, teils auch die Szene belebenden Dingen abgesehen, lässt diese Inszenierung im Gegensatz zu "Klassikerzertrümmerungen" Grillparzers Werk nicht nur erkennen, sondern hält auch - bis auf einige Längen - die Spannung drei Stunden durch. Die Raum-Licht-Lösung von Florian Parbs - bunkerartige Wände mit senkrechten Neonröhren, die wie mittelalterliche Schießscharten wirken - hat ihren Reiz.

Karl Markovics ist ein interessanter Ottokar: voll Ehrgeiz und groß im Scheitern. Aber glücklich schaut dieser König nie aus, das Ende des Mächtigen zeichnet sich nicht erst ab, nachdem er vor Rudolf "gekniet" hat und dieses Wort kaum über seine Lippen bringt. Ingo Hülsmann gibt den Rudolf als Softie - sanft in der Art, aber beinhart in der Sache. Neben diesen starken Protagonisten hält sich das Ensemble wacker, allen voran Babett Arens (Margarethe), Chris Pichler (Kunigunde), Günter Franzmeier (Zawisch), Thomas Stolzeti (Kanzler) Christoph Zadra und Wolf Dähne (junger und alter Merenberg).

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