Das Pokerface verlieren

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Bei allem, was uns die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt so alles beschert, gibt es manches, über das man nicht allzu viele Worte verlieren muss. Beispielsweise darüber, was sich der ORF ausdenkt, um sein Publikum auch noch nach Mitternacht zu bedienen.

Wir erinnern uns, dass die heimische Anstalt einmal der Versuchung unterlag, zu nachtschlafener Stunde seine maroden Kassen mit einem Call-in-Quiz ein wenig aufzubessern.

Wie man weiß, sind die krampfhaften Moderator(inn)en dieser Sendungen eben krampfhaft und nicht witzig, und mehr als ein Journalistenkollege hat schon herausgefunden, dass es dabei mitnichten um ein Ratespiel mit geringer Geldausschüttung, aber reeller Gewinnchance handelt, sondern schlicht und einfach um Pflanz und Nepp – nicht zuletzt wegen der teuren Telefon-Mehrwertdienste.

Aber was regen wir uns auf, denn die fraglichen Praktiken wurden dem ORF bald nach den ersten Versuchen wieder verboten.

Sage aber keiner, dass der ORF nicht innovativ denken kann: Denn seit ein paar Wochen darf man hin und wieder zur Mitternachtsstunde einigen mehr oder weniger Prominenten beim Pokern zuschauen. „Tisch 8“ heißt das Ganze. Zumindest bis 9. Dezember konnte man sich Vorrunden oder ein Finale geben und es den in die Runde starrenden Mitspielern gleichtun, also seinerseits den Bildschirm mit dem Blick fixieren.

Eine fade Angelegenheit – aber wir wollen gar nicht lamentieren, dass das alles wieder einmal nichts mit öffentlich-rechtlichem Fernsehen zu tun hat.

Ehrlich: Wenn uns danach ist, schauen wir um diese Tageszeit viel lieber den Wiener Straßenbahnen zu, wie sie auf dem City-Kanal W24 durch die Stadt tingeln oder wir zappen zum Kinderkanal zu „Bernd, das Brot“, das immerhin schon einmal den Grimm-Preis eingeheimst hat, weil es ein wirklich intelligentes Pausenfüllerprogramm darstellt. Und das beileibe nicht nur für die lieben Kleinen.

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