Das Volkstheater, wie es singt und lacht

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Unterschiedlicher könnten sie nicht sein, die Zwillingsbrüder Kilian und Hermann Blau: der eine ein braver Färber, fast zu schüchtern, um seiner Angebeteten einen Heiratsantrag zu machen, der andere ein tapferer Soldat und unbekümmerter Hallodri, der die Frauen, ob mit oder ohne Ehering, reihenweise um den Finger wickelt. Kein Wunder also, dass sich daraus einige Schwierigkeiten entwickeln, vor allem als der scheue Färbermeister in die Rolle seines Bruder schlüpfen muss, um ihn vor der unehrenhaften Entlassung aus dem Militärdienst zu bewahren. Dass die turbulente Geschichte um zwei so unterschiedliche Brüder ein gutes Ende nimmt, liegt in der Natur der Nestroy-Stücke. Zum Schluss ist der eine nicht nur ein wenig verwegener und der andere ein wenig ruhiger geworden, beide haben auch noch die richtige Frau an ihre Seite bekommen. Bis es soweit ist, müssen aber noch einige Verwechslungen durchgespielt, einige Kalauer erzählt und vor allem muss viel gesungen und getanzt werden.

Anklänge an die Löwinger-Bühne

Johann Nestroy zündet mit seiner Posse "Der Färber und sein Zwillingsbruder“ ein Pointen-Feuerwerk, mit zahlreichen Seitenhieben auf Militär und Moral. In der Volkstheaterinterpretation von Regisseurin Vicki Schubert wird aus dieser scharfzüngigen Komödie eine laue und etwas zu laute Stegreifoperette, die streckenweise an die Löwinger-Bühne erinnert. Schon der Beginn macht das deutlich, wenn etwa der Regimentsappell einer Handvoll Soldaten auf der Bühne mittels Verstärker als dröhnende und stampfende Tanzeinlage inszeniert wird oder polternd Türen auf- und wieder zugeschlagen werden.

Nachdem Hermann verbotenerweise auf ein Techtelmechtel ins Feindesgebiet über die Grenze verschwindet, muss also Kilian in die Rolle seines Bruders (beide von Matthias Mamedof gespielt) schlüpfen und an seiner statt den Dienst beim Militär versehen. Der tollpatschige Färber macht seine Sache aber besser als gedacht und wird vom General (Harald Serafin) gleich mit dem nächsten Einsatz betraut. Noch bevor es zu diesem kommen kann, wird zum Glück der vermisste Zwilling wieder gefunden, alles löst sich in Wohlgefallen auf.

Mamedof wirkt in der Rolle von Kilian und Hermann Blau zunächst noch etwas schüchtern, hat im Verlauf des Abends aber die Doppelbelastung gut im Griff; insgesamt ist es ein spielfreudiges junges Ensemble, das sich hier präsentiert. Der Theaterroutinier Serafin passt da nicht ganz dazu, hat die Publikumslacher aber immer auf seiner Seite und fühlt sich sichtlich wohl. Das wirkliche Highlight dieser Aufführung ist aber die Musik: Couplets von Georg Kreisler über Ehe-Nöte und Ehren-Nöte sind ebenso in die Szenen eingebaut, wie ein Tanzorchester, das live auf der Bühne für Stimmung sorgt.

Als Spaß für die ganze Familie angelegt, bleibt die Inszenierung harmlos und ohne Zwischentöne, vielleicht fallen deshalb manche Pointen nicht nur flach, sondern auch recht tief aus. So wenn beim Aufruf "Ruhe im Glied“ der Blick Mamedofs zu seiner Körpermitte wandert. Belanglos, aber kurzweilig ist diese Inszenierung, und ohne die beschwingten Musikeinlagen wäre dieser Abend auch schnell wieder vergessen.

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