Beim diesjährigen styriarte-Festival ist musikalisch alles im Fluss.
Sprudelnde Quellen und mächtige Ströme, Freuden- und Leidenstränen, feine Regentropfen und wild aufpeitschende Meeresstürme: Wasser in all seinen vielfältigen, aber auch symbolischen Erscheinungsformen war immer schon eine Inspirationsquelle für unzählige Tonschöpfer.
"Panta rhei - Alles fließt und nichts bleibt. Es gibt kein eigentliches Sein, sondern nur ein ewiges Werden und Wandeln": Diesen von Platon überlieferten Satz des griechischen Philosophen Heraklit hat sich die styriarte 2008 deshalb als Programmatik zu eigen gemacht; sie umkreist mit ihren Themen das Wasser und lockt einen Monat lang mit 45 Veranstaltungen.
"Alles fließt"
Aushängeschild des steirischen Festivals ist auch dieses Jahr Nikolaus Harnoncourt: Neben drei Kirchenkonzerten in der stimmungsvollen Pfarrkirche in Stainz mit Werken von Wolfgang Amadeus Mozart wird er am Pult des Concentus Musicus bei der szenischen Produktion von Mozarts "Idomeneo", der sechs Mal in der Grazer Helmut-List Halle gezeigt wird, stehen. Aber er wird nicht nur dirigieren, sondern erstmalig auch gemeinsam mit seinem Sohn Philipp Harnoncourt inszenieren.
Diese frühe Oper Mozarts, in der das Meer bekanntlich als zentrales Element mitspielt und den schiffbrüchigen Titelhelden, der vom jungen albanischen Shootingstar Saimir Pirgu gesungen wird, sturmumtost an Land wirft, hat den Stardirigenten seit 30 Jahren nicht losgelassen. Der österreichische Maestro geht konsequent auf die Münchner Urfassung zurück und spielt das Werk ungekürzt mit der gesamten Ballettmusik. "Ganz seltene Momente des Glücks" sind dies für Mathis Huber. Und der Intendant der styriarte freut sich weiter, "wenn einem musikalischen Drama mit solch maximaler Leidenschaft und Informiertheit, Begeisterung und Demut begegnet wird, wie es in den Produktionen der Fall ist, die Nikolaus Harnoncourt verantwortet".
Internationale Stars
Dem Wasser kann man bis 27. Juli an stimmungsvollen Orten wie Schlössern, Kirchen und Sälen, aber auch im Freien nachspüren. Es gibt wieder ein Staraufgebot von international gefeierten Künstlern wie Jordi Savall, der gleich zweimal mit seinem Ensemble Hespérion zu hören ist, dem Pianisten Pierre-Laurent Aimard und dem Chamber Orchestra of Europe mit u. a. zwei Klavierkonzerten von Mozart.
Oscarpreisträger Maximilian Schell wird unter dem Titel "Poseidons Rache" Mythen um den Kreterkönig Idomeneo lesen, Donna Leon wird zwischen Händelarien des Complesso barocco unter Alan Curtis Ausschnitte aus ihrem Bestseller "Acqua alta", zum Besten geben, Instrumentalsolisten wie Benjamin Schmid, Markus Schirmer und Christopher Hinterhuber sind ebenso zu hören. Insgesamt ist es ein kluges, durchdachtes Programm, für jeden etwas!
Styriarte
Graz, 27. Juni bis 27. Juli.
Infos und Karten: Tel. 0316/825000
e-mail: tickets@styriarte.com.
www.styriarte.com
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