Das Weltreich - ein Traum

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Sehenswerte Ausstellung "Der Traum vom Weltreich - Österreichs unvollendeter Escorial" im Stift Klosterneuburg.

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Sehenswerte Ausstellung "Der Traum vom Weltreich - Österreichs unvollendeter Escorial" im Stift Klosterneuburg.

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Seit Anfang Mai steht der gesamte Kaisertrakt im Stift Klosterneuburg im Zeichen der Ausstellung "Der Traum vom Weltreich - Österreichs unvollendeter Escorial". Und erstmals seit 1985 sind einige Prunkräume, die sich normalerweise im Bereich der Prälatur befinden, der Öffentlichkeit zugänglich.

Klosterneuburg - das Stift des heiligen Leopolds, unmittelbar vor den Toren Wiens, wurde nach einer Legende an der Stelle errichtet, an der Markgraf Leopold III. nach Jahren den verlorenen Brautschleier seiner Frau Agnes auf einem Holunderstrauch wiederfand.

Tatsache ist, daß der Babenberger 1113 seine Residenz nach Klosterneuburg verlegte. Im darauffolgenden Jahr gründete Leopold ein Stift. Zwanzig Jahre später berief er die Augustiner-Chorherrn nach Klosterneuburg, wo sie heute noch sind.

Darüber hinaus ist Klosterneuburg Landesheiligtum. Seit der offiziellen Heiligsprechung Leopolds III. im Jahr 1485 wird hier alljährlich am 15. November das Fest des heiligen Leopolds gefeiert. In Klosterneuburg befindet sich seit 1616 auch die Landeskrone, der Österreichische Erzherzoghut.

Nach dem Niedergang während der Reformation folgte im 17. Jahrhundert eine neue Blüte: hier sollte die gigantischste aller barocken Klosteranlagen entstehen - zugleich Kloster und Residenz des damaligen Kaisers Karl VI. Die zentrale Idee, die in einem grandiosen Bauwerk Ausdruck finden sollte, war der Anspruch des Kaisers auf die spanische Krone und damit auf ein Reich, das mit seinen Kolonien die ganze Welt umfaßte.

1730 wurde mit dem Bau begonnen, der rasch voranschritt. Am Leopoldsfest im Jahr 1739 bewohnte Karl VI. zum ersten und auch letzten Mal die kurz davor fertiggestellten kaiserlichen Gemächer. Denn bald darauf verstarb der Kaiser unerwartet im Alter von 55 Jahren. Damit war für das Stift kein Anreiz mehr da, den kostspieligen Bau, der von kirchlicher Seite finanziert werden mußte, weiterzuführen.

Der 1730 bis 1740 errichtete Kaisertrakt des Stiftes mit den unvollendeten Räumen Karls VI. steht im Mittelpunkt der Ausstellung "Der Traum vom Weltreich - Österreichs unvollendeter Escorial". Ausführlich wird die Geschichte des Klosterneuburger Bauprojektes dargestellt. Greifbar wird die Gigantomanie dieses Projektes durch ein dreidimensionales Modell im ersten Raum der Ausstellung.

Danach führt der Weg weiter in die "Schatzkammer des Propstes Ernest Perger". Neben den "privaten" Juwelen, zum Teil Geschenke des Kaiserhauses, stechen ein silberner Abtstab und die berühmte Schleiermonstranz hervor, die 1714, anläßlich des 600-Jahr-Jubiläums des Stiftes, in Auftrag gegeben wurde.

Vorbei der Traum Im Rahmen der Ausstellung werden zwei Räume gezeigt, die normalerweise im Bereich der Prälatur liegen. Es handelt sich dabei um das "Anlegezimmer" der Kaiserin und das kaiserliche Schlafzimmer. Interessant auch das Tagebuch Kaiser Karls VI., in dem er seine einzige Übernachtung im November 1739 vermerkt hat.

Bevor der Besucher den prunkvollen Marmorsaal erreicht, kommt er durch einen Raum, der am Anfang des 19. Jahrhunderts neu ausgestattet wurde. Es ist das sogenannte "Napoleonzimmer". Der Besuch Napoleon Bonapartes im Stift Klosterneuburg am 20. Dezember 1805 dauerte eine halbe Stunde.

Der Marmorsaal stand beim Abbruch der Bauarbeiten 1755 - abgesehen vom Kuppelfresko von Daniel Cran - als Rohbau da und wurde erst 1858 fertiggestellt. Vorbei der Traum vom Weltreich. Zurück, wo alles begann, führen die Stuckreliefs über den Kaminen im Marmorsaal. Sie zeigen die Auffindung des Schleiers durch den heiligen Leopold und die Einführung der ersten Augustiner-Chorherren im Jahre 1133.

Die Ausstellung im Stift Klosterneuburg kann bis 15. November 1999, täglich außer Montag von 10 bis 17 Uhr besichtigt werden.

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