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Zahlreich waren die Reaktionen auf den letzten "Hohlspiegel", einen Diskussionsbeitrag zum Kommentar von Christoph Kardinal Schönborn in der New York Times, in dem ich die Evolutionstheorie wissenschaftstheoretisch (nach Spaemann und Löw) kritisierte und feststellte, dass sie durch eine teleologische Grundannahme sogar gestärkt würde. Die mehrfach gestellte Frage dazu: Warum würde sie gestärkt? Darauf sei kurz geantwortet.

Die Grundaussage der Evolutionstheorie lautet: Unterliegt der Lebensraum Veränderungen, müssen sich Organismen, um zu überleben, den neuen Bedingungen anpassen, z. B. durch Spezialisierung (adaptive Radiation). Es entstehen zufällige Mutationen, die nach dem Prinzip einer verbesserten Anpassung an die Umwelt einer "Auslese" (Selektion) unterworfen werden. Der Schluss daraus: Es gibt offensichtlich Regeln, nach denen die dem Leben dienenden Mutationen als "neue Qualitäten" aus der Fülle der zufällig entstandenen selektiert werden. Damit zeigt die Evolution ein klares Ziel (griech. telos, davon "Teleologie" - Zielgerichtetheit): Entwicklung im Interesse des Überlebens (Anagenese). Nur Arten, die sich nicht anpassen können, sterben aus. Mit Gott hat das nichts zu tun. Daher ist es unverständlich, wenn die teleologische Grundannahme, weil angeblich "religiös motiviert", geleugnet wird.

Wer aber Evolution mit Gottes Schöpfung verknüpfen will, sollte es doch wirklich dürfen: Entweder stehen am Anfang des Lebens allein die Regeln, nach denen Mutationen selektiert werden, oder Gott hat sie erschaffen. Der bedeutende Anthropologe und Jesuit Pierre Teilhard de Chardin (1881- 1955) entschied sich für Gott als Urheber und hat die Evolution der Schöpfung gleichgesetzt.

Der Autor ist Wissenschaftlicher Direktor der Joanneum Research Forschungsgesellschaft in Graz.

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