Dass die Ware "Glauben" ihren Weg findet

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Seine wichtigste Lebensentscheidung fiel im Jahr 1976: Der Diplom-Kaufmann Ulrich Henckel Donnersmarck, Manager der Spedition Schenker in Spanien, trat als Novize in die Zisterzienserabtei Heiligenkreuz ein und erhielt den Ordensnamen Gregor. Er empfand diesen Schritt als "einen Akt der Solidarität mit dem damaligen Papst Paul VI." - und mit dessen Enzyklika "Humanae vitae" -, aber auch "mit dem Papsttum an sich". 1982 wurde er zum Priester geweiht. Von 1999 bis 2011 wirkte Henckel Donnersmarck als Abt von Heiligenkreuz, dessen Konvent in dieser Zeit beträchtlich wuchs. Mit Bezug auf den "Höhepunkt meines Lebens", den Besuch von Papst Benedikt XVI. im Stift Heiligenkreuz am 9. September 2007, stellt Altabt Gregor in seinem neuen Buch "Der Spediteur Gottes" fest: "Ich hatte mein Leben auf den Papst und das Papsttum gesetzt -nun ging die Wette meines Lebens auf."

Wie der Wiener Kardinal Christoph Schönborn entstammt der 1943 in Schlesien geborene Henckel Donnersmarck einer alten - 1417 in der damaligen Konzilsstadt Konstanz geadelten -Familie, die am Kriegsende aus ihrer Heimat vertrieben wurde. Die ersten Kapitel seiner Memoiren handeln von der Geschichte dieser Familie, die bekanntlich in jüngerer Zeit einen Oscar-Preisträger hervorgebracht hat. Abt Gregors Neffe Florian hat in Heiligenkreuz am Drehbuch zu seinem 2007 preisgekrönten Film "Das Leben der Anderen" gearbeitet. Einen Welterfolg landeten auch die Heiligenkreuzer Mönche, als sie ihr tägliches Chorgebet, den Gregorianischen Choral, für die CD "Music für Paradise" zur Verfügung stellten.

Offen und facettenreich dargestellt

Henckel Donnersmarck stellt sehr offen und facettenreich seinen Lebensweg und seine weitgehend konservativen Positionen dar. Dazu zählen etwa sein Eintreten für "Humanae vitae" oder seine Bedenken gegen die Befreiungstheologie, mit der er sich als Nationaldirektor von Missio Austria (1994-99) konfrontiert sah. Als Hans Küng das Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit in Frage stellte, formulierte der damalige junge Mönch in einer TV-Messe eine Fürbitte "für die Lehrer der Theologe und die christlichen Schriftsteller, dass der Heilige Geist sie leite, damit sie in Demut der Wahrheit dienen und so zur Einheit mit dem Papst und mit den Bischöfen finden".

Den Buchtitel "Der Spediteur Gottes" erklärt Henckel Donnersmarck damit, dass er früher beruflich dafür sorgte, dass "weltliche Waren von ihrem Produktionsort an den Abnehmer kamen", während er sich als Geistlicher darum bemüht, "dass die Ware ,Glauben', die in himmlischen Gefilden ihren Ursprung hat, ihren Weg auf die Erde findet".

Der Spediteur Gottes Ein Leben zwischen Welt und Kloster Von Gregor Ulrich Henckel Donnersmarck. Ueberreuter 2018 192 Seiten, zahlr. Abb. geb., € 24,95

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